Kategorien
Kosmos

Isaac Asimovs Theorien über außerirdische Zivilisationen

Es steht außer Frage, dass es im Universum intelligentes Leben gibt. Dafür liefert unser Erde den unübersehbaren Beweis. Doch die Frage, die Wissenschaftler, Astronomen oder Philosophen (und auch einfache Menschen) umtreibt, lautet: Sind wir alleine im Weltall? Niemand kann das beantworten, doch seit ständig neue Sternensysteme mit Planeten in unserer Milchstraße entdeckt werden, setzt sich die Erkenntnis durch, dass es im Kosmos nur so wimmeln muss von intelligentem (oder auch nichtintelligentem) Leben, ganz egal wie immer das auch aussehen mag. 

Das Thema fasziniert. Gerade in der Zeit der Corona-Krise ist auch die Frage diskutiert worden, ob ein Virus das Leben, zumindest das der Gattung Homo sapiens,  gänzlich auslöschen könnte. Dies wird in das Reich der Fabel verwiesen, aber der Gedanke reizt dazu, sich mit der Möglichkeit der Existenz von außerirdischen Lebensformen zu beschäftigen. Deshalb habe ich das bereits 1979 erschienene Buch Außerirdische Zivilisationen von Isaac Asimov aus dem Bücherschrank geholt, um meine Erinnerungen aufzufrischen.

Asimov wußte, worüber er schrieb. Dieser russisch-amerikanische Biochemiker und Sachbuchautor (1920-1992) war auch ein exzellenter Science-Fiction-Autor. Doch was er zu Papier brachte, entsprang nicht der fantasiereichen Laune eines Schriftstellers, sondern fußte auf wissenschaftlichen Erkenntnissen aus den Siebziger Jahren, wobei unter Astronomen Einigkeit darüber besteht, dass sich hoch entwickeltes Leben nur auf Planeten entwickeln kann, die über Wasser verfügen und in der temperatur-gemässigten Ökosphäre liegen; dies ist ein etwa zehn Millionen Kilometer breiter Streifen, mit idealer Entfernung zum Zentralgestirn. Nur dort sind Bedingungen für die Entstehung von Leben vorhanden, jedenfalls so, wie wir es kennen.

Wasser und Ökosphäre

Solche Planeten muss es reichlich geben. Und deshalb auch Leben. Asimov untermauerte seine Ansicht mit zahlreichen Beispielen. Dabei ging Asimow vorsichtig zu Werk. Als Grundlage wählte er die Anzahl der Sterne in unserer Galaxie, die nach Ansicht der Astronomen bei geschätzten 200 bis 300 Milliarden liegt. Weil Leben nur auf sonnenähnlichen Sternen möglich ist, reduziert sich die Zahl erheblich, denn grob geschätzt weisen nur ein Viertel aller Sterne in der Milchstraße diese Voraussetzungen auf, also etwa 75 Milliarden. Nur 52 Milliarden davon dürften wahrscheinlich über die zwingend erforderliche Ökosphäre verfügen, die Leben auf einem Planeten ermöglicht.

Nach weiteren Einschränkungen verschiedener Art schätzte Asimov die Anzahl bewohnbarer Planeten in unserer Galaxie auf 650 Millionen, wovon 600 Millionen belebt sein dürften, 416 Millionen wird ein vielfältiges Landleben zugebilligt und 390 Millionen davon könnten eine technisierte Zivilisation aufweisen. 

Zahl der Planeten

Da allerdings Zivilisationen auf einem erdähnlichen Planeten nur einen Bruchteil der Zeit existieren, die zwischen dem ersten Auftauchen einer Zivilisation und dem Ende des Zentralsterns liegen, und auch die gleichzeitige Existenz von Zivilisationen gering sein dürfte, reduziert sich die Zahl der Planeten, die just in diesem Moment von einer technischen Zivilisation bewohnt sein könnten, noch einmal. Asimov beziffert sie auf nur noch 530 000. Relativ wenig im Hinblick auf die 300 Milliarden Sterne in unserer Milchstraße, aber doch unfaßbar viele. Asimov räumt ein, dass er sich bei seinen Überlegungen aber auch geirrt haben könnte. Aber ein solcher Irrtum würde nicht viel ändern. 

Selbst wenn in unserer Galaxie tatsächlich nur die Erde von intelligenten Lebewesen bewohnt würde, heisst das nichts. Denn wenn man annimmt, es gäbe nur in jeder Galaxie mit ihren jeweils Milliarden Einzelsternen nur einen einzigen von intelligenten Lebewesen bewohnten Planeten, so kommen wir dennoch auf eine unglaubliche Zahl. Denn gegenwärtig wird die Anzahl der Galaxien (und es werden immer neue entdeckt) auf zwei Billionen veranschlagt. Aber schon eine Billion sind 1000 Milliarden oder auch eine „Eins mit zwölf Nullen“. Die Anzahl von lebenstragenden Planeten wäre immer noch schwindelerregend.

Issac Asimovs Buch zeigt, dass heute und auch in ferner Zukunft die Frage nach außerirdischen Zivilisationen neu gestellt werden wird, angereichert mit neuem Wissen, so dass die Antworten nicht leichter werden. Wie eingangs schon festgestellt, gibt es im Universum auf jeden Fall intelligentes Leben. Unsere eigene Existenz beweist das. Warum also nicht anderswo auch?


PINNWAND: „Außerirdische Zivilisationen“ von Issac Asimov, Verlag Kiepenhauer & Witsch (Köln) 1981, Lizenzausgabe: Deutscher Bücherbund. – Zuerst erschienen bei Crown Publishers, New York 1979.