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Im Asphaltdschungel begann Marilyn Monroes Karriere

Am 28. April 1951 erschien in der Tageszeitung „Frankfurter Rundschau“ eine 30 Zeilen lange Besprechung des Films Asphaltdschungel. Das war nichts Außergewöhnliches, denn jede Woche gab es mehrere Kritiken zu neuen Filmen. Ungewöhnlich war allerdings im Rückblick auf die Vergangenheit, dass die Darsteller Sterling Hayden, Jean Hagen, Sam Jaffe, Louis Calhern und andere für ihre gute Arbeit gelobt wurden, über eine gewisse Marylin Monroe jedoch kein Wort verloren wurde. 

Das war andererseits wenig erstaunlich. Die junge Monroe war nur in drei Szenen zu sehen, ihre Anwesenheit auf der Leinwand dauerte in dem 112 Minuten langen Film insgesamt nur rund 300 Sekunden. Es war der Auftritt einer Nebendarstellerin, die vom großen Ruhm späterer Jahre weit entfernt war. Gleichwohl sagte sie später, dieser Film habe eine ihrer besten Darbietungen enthalten. Tatsächlich wirkte die Monroe in jedem Moment präsent und die wenigen Szenen als Gangsterliebchen waren ihre Eintrittskarten in die Glitzerwelt Hollywoods.

Das naive Blondchen

Sekundenkurz aufgetaucht war die Monroe (1926 – 1962, Taufname: Norma Jeane Baker) vor Asphaltdschungel  (Originaltitel: The Asphalt Jungle) in acht längst vergessenen Filmen ohne Eindruck zu hinterlassen. In den wenigen Minuten des von John Huston inszenierten Kriminalreißers der MGM aber wurde das Image der naiven Blonden geschaffen, das sie nie mehr los werden sollte. Das Anliegen von John Huston war es allerdings nicht, einen Star zu lancieren. Dem Regisseur faszinierte vielmehr der Stoff, der auf einem Roman von W. R. Burnett beruhte. 

Die Bilder erzählen das Drama eines gelungenen, aber bei der Verteilung der Beute gescheiterten Juwelenraubes, wobei auch ein Blick auf die sozialen Hintergründe der Täter geworfen wird. Gleichwohl bewahrt Huston Distanz, lässt kein falsches Mitleid oder Sympathie mit ihnen aufkommen. Auch dann nicht, als einer der Gangster lebend in die Hände der Justiz fällt, während die Flucht des anderen tödlich endet. Verrat und Liebe sind eingebunden in die zwanghaft ablaufenden Ereignisse. Was den Film noch heute sehenswert macht, sind die Schwarz-Weiß-Bilder von Harold Rosson. Im Zusammenwirken von Regisseur, Kameramann und guten Schauspielern entstand dieser erstklassige Kriminalfilm.

Vorbild für Rififi

Die nächtlichen Szenen knistern trotz (oder wegen) ihrer Kargheit vor Spannung. Die fast wortlose Einbruchsszene war Vorbild für viele spätere Filme, unter anderem dem französischen Thriller Rififi aus dem Jahr 1955. Die Darsteller sprengen unter der Leitung von Huston das Klischee von Gangstern der üblichen Art. Besonders Sam Jaffe als „Doc“ Riedenschneider erweist sich als erstklassiger Schauspieler. 1950 wurde Jaffe bei den Filmfestspielen in Venedig als bester Darsteller ausgezeichnet. Die Monroe indessen durfte die Tür für eine große Karriere öffnen.


PINNWAND: Die deutschen Titel der wichtigsten Filme von Marilyn Monroe lauten: Asphaltdschungel (1950), Alles über Eva (1950), Liebling, ich werde jünger (1952), Niagara (1953), Blondinen bevorzugt (1953), Wie angelt man sich einen Millionär (1953), Fluss ohne Wiederkehr (1954), Das verflixte 7. Jahr (1955), Bus Stop (1956), Der Prinz und die Tänzerin (1957), Manche mögen’s heiss (1959), Misfits – Nicht gesellschaftsfähig (1961).