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Literatur

Josephine Tey druckfrisch auf dem Büchertisch

Für eingefleischte Fans gehobener Kriminalliteratur ist es keine Frage: Zu den bedeutendsten Autorinnen dieses von vielen geliebten Genres zählt Josephine Tey. Obwohl der Name der schottischen Schriftstellerin (1896-1952) nicht jedem Krimi-Fan sofort einfällt, geniesst sie höchste Wertschätzung. Das ist neben ihrem exzellenten Schreibstil (FAZ: „Wie Agathe Christie, aber viel subversiver“) auch darauf zurückzuführen, dass die englische Autorenvereinigung „Crime Writers’ Association“ ihr 1951 erschienenes Buch Alibi für einen König zum besten Kriminalroman aller Zeiten wählte – aber dies ist ein anderes Thema.

Nachdem Josephine Tey fast in Vergessenheit geraten schien, sind in jüngster Zeit einige ihre Romane frisch auf dem deutschsprachigen Markt erhältlich. Zu danken ist das dem Züricher Verlag Oktupus (Kampa) – und wahrscheinlich auch der Tatsache geschuldet, dass die Werke der Autorin 70 Jahre nach ihrem Tod gemeinfrei geworden sind. Eine verlockende Möglichkeit, herausragende Literatur erneut einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Im Frühjahr 2024 sind vier ihrer Bücher um den Detektiv Alan Grant als Neuauflage verfügbar: Nur der Mond war Zeuge, Der letzte Zug nach Schottland, Alibi für einen König, Wie ein Hauch im Wind.

Zwei Cover der frisch aufgelegten Tey-Romane. (© Oktupus-Kampa-Verlag)

Wie ein Hauch im Wind ist ein atmosphärisch dichter Kriminalroman, in dem zwischenmenschliche Aspekte überwiegen. Psychologisch geschickt verwoben, ergeben sich raffiniert gehäkelte Konstellationen, in denen das Kriminelle im Umfeld einer närrischen Gesellschaftsschicht eher Beiwerk ist. Dabei wirkt die Szenerie in einem fiktiven Dörfchen namens Salcott St. Mary zunächst idyllisch. Künstler und Künstlerinnen haben sich im Ort niedergelassen, wollen der engen und überkandidelten Londoner Gesellschaft entfliehen, sind aber selbst in ihr gefangen.

Wen wundert es, wenn die Einheimischen verstört auf die versnobten Neuankömmlinge blicken. Wen sehen sie da, wen erleben sie? Vor allem schreibendes Volk und Medienmenschen. Der Klappentext des Verlages verrät einige Details über die Figuren:

Als der kalifornische Starfotograf Leslie Searle verschwindet, betritt Inspektor Grant (Scotland Yard) auf Bitten von Marta Hallard die Bühne und beginnt zu ermitteln. Alle Beteiligten haben Motive, aber keine Alibis. Verdächtig, verdächtig! Die undurchsichtigen Verwicklungen nehmen zu, werden am Ende aber fein säuberlich entwirrt – wie es sich für einen exquisiten Kriminalroman gehört. Lesens- und empfehlenswert.

Elizabeth MacKintosh

Josephine Teys bürgerlicher Name war Elizabeth MacKintosh. Nur wegen unerfreulicher familiärer Umstände war sie zum Schreiben gekommen. Sie musste ihren Beruf als Sportlehrerin aufgeben, um ihre schwer erkrankte Mutter bis zu deren Tod zu pflegen, begann gleichzeitig unter dem männlichen Alias-Namen Gordon Daviot interessante Theaterstücke und unter dem Pseudonym Josephine Tey Kriminalromane zu verfassen, die Anklang fanden. Später kümmerte sie sich um ihren schwächelnden Vater, lebte zurückgezogen, galt manchen Zeitgenossen als altjüngferlich, mied Auftritte und starb 1952 im Alter von nur 55 Jahren während einer Reise nach London. Erst nach ihrem plötzlichen Tod erfuhr die Öffentlichkeit,  dass sie an schwerem Leberkrebs gelitten hatte. (Text unter Verwendung von Verlagsangaben)


PINNWAND: Die neu erschienenen Tey-Romane bei Oktopus-Kampa (Zürich): Nur der Mond war Zeuge (22.00 €), Der letzte Zug nach Schottland (23.00 €), Alibi für einen König (17,00 €) Wie ein Hauch im Wind (23.00 €) sind im Buchhandel verfügbar und alle auch als E-Book erhältlich.