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Mildes Mittelmeer-Klima verwöhnt das Meraner Land

Es ist eine Platitüde, ein Klischee gewissermaßen, aber doch auch wahr! Südtirol ist immer eine Reise wert. Im Herbst, wenn die Obsternten anstehen, wird der Landstrich von Erholungsuchenden und Touristen  bevölkert. Eine besondere Attraktion für die Gäste sind die Gärten von Schloss Trauttmansdorff.  Und egal über welche Straße man auch anreist, ob über Reschenpass, Brenner-Autobahn oder Jaufenpass: im Meraner Land und Etschtal  fühlt sich der Besucher gut aufgehoben.

Als ich das erste Mal über den Brenner und von dort über Sterzing (Vipiteno)  und den Jaufenpass in die mittelalterliche Stadt Meran komme, empfängt mich ein herrlichen Sonnentag im „Goldenen Oktober“ 1985. Die Kurstadt begrüsst mich freundlich und aufgeschlossen. Ein erster, schmackhafter Cappucino auf der Terrasse des Hotels Aurora an der Kurpromenade mit Blick auf die rauschende Passer weckt sogleich Sympathie. Die Jahre gehen dahin und die Zeit verrinnt. Nach 1985 bin ich immer wieder nach Meran gefahren, manchmal über die Autobahn, Ausfahrt Bozen Süd, gelegentlich auch über Reschenpass und das lange Tal des Vinschgaus.

Die Stadt erlebe ich in diesen Jahren sowohl im milden Frühling als auch im heißen Sommer, meistens aber im golden schimmernden, sonnigen Herbst. Es sind erholsame Tage zwischen all den Bergen, auch wenn es wetterbedingt natürlich auch trübe Stunden im Etschtal gibt. Im April fasziniert die Obstblüte, im Oktober die Apfel- und Traubenernte; dazu das Meraner Traubenfest. Gerne ein Glas Rotwein. Und das milde Klima ist ohnehin eine lockende Versuchung.

Ein Ungeheuer spuckt Wasser im Meraner Kurpark: (Foto: Erich Stör)

Kein Wunder auch. Merano, wie es wohlklingend im Italienischen heißt, liegt am Zusammenfluß von Etsch und Passer in einem engen Talkessel und ist eingeschlossen von den Bergen der Texelgruppe und der Sarntaler Alpen. Nur im Süden öffnet das obstbaumgefüllte Etschtal seine breiten Arme, was das Klima positiv beeinflusst, denn aus Richtung Mittelmeer weht ein meist lindes Lüftchen. Unter solchen günstigen Bedingungen gedeihen vom Feigenbaum bis zur Magnolie nicht nur alle möglichen mediterranen Gewächse. Auch die Menschen profitieren von der gesunden Luft.

Inmitten der Stadt liegen an der Passer die Meraner Thermen, die als Wellness-Oase gefragt sind. Gegenüber quillt die gepflegte Kurpromenade von Menschen über, die täglich mit Omnibussen der Touristik-Unternehmen zu Tagesausflügen herangekarrt werden. Für diese Urlauber sind in den knapp bemessenen Stunden des Aufenthalts nur kurze Erkundungen in der Innenstadt möglich, die trotz des Besucherstroms nicht hektisch, sondern eher beschaulich bleibt.

Ein Einkaufsbummel gehört dazu, wenn man in Meran ist. (Foto: Oliver Stör)

Mit vielen dieser „Kurzzeit-Touristen“ bin ich im Laufe der Jahre durch die malerischen Lauben gebummelt, an deren oberen Ende die St. Nikolaus-Kirche steht, von wo aus man durch das Bozner Tor auch wieder zur Passer und die Kurpromenade gehen kann. Hübsche Boutiquen wechseln auf beiden Seiten der schmalen Lauben mit traditionsreichen Geschäften ab; edle Läden sind ebenso zu finden wie gemütliche Bars und rustikale Weinschänken.

Leckerer Meraner Kuchen ist beim Bäcker im Angebot, nebenan werden feine Lederwaren feilgeboten. Und auch die kleinen Läden mit dem üblichen Touristen-Schnickschnack fehlen natürlich nicht. Es gibt viel zu sehen und zu entdecken in der Stadt und ihrer Umgebung. Schloss Tirol liegt hoch über der Stadt, die Marlinger und Algunder Waalwege laden in Stadtnähe zum gemütlichen Wandern ein.

Eine Attraktion sind seit Jahren die wunderbaren Gärten von Schloss Trauttmansdorff, in denen eine einzigartige Blütenpracht und botanische Vielfalt zu bewundern ist, und wo immer wieder auch musikalische und kulinarische Veranstaltungen auf dem Programm stehen.

Das Kurhaus in Meran. (Foto: Erich Stör)

Ein Weinfestival, Stadt- oder  auch Frühlingsfeste, viele Oldtimer-Meetings, das Traubenfest im Oktober, die Rennen mit Haflinger-Pferden, der heimelige Christkindlmarkt im Dezember: eine Veranstaltung jagt die andere, Woche für Woche, Monat für Monat… Und doch behält die Stadt Atmosphäre und bewahrt ihren Charme. Eine Mischung, die gefällt. Jedenfalls mir.