Als ich den Schauspieler Jan-Gregor Kremp im Frühjahr 2023 letztmals in seiner Rolle als Kommissar Voss in der in München angesiedelten Serie „Der Alte“ sah, fiel mir auf, dass dieser TV-Dauerbrenner in 45 Jahren bisher nur vier Hauptdarsteller „verschlissen“ hatte, was für knapp ein halbes Jahrhundert erstaunlich wenig ist. Beileibe war ich kein regelmäßiger Zuseher der Münchener Kriminalfälle, aber die sporadischen Besuche im ZDF-Abendprogramm zeigten mir vier Kommissare mit unterschiedlichen Charakteren, gleichwohl auffallend gleichartig durch Kompetenz und natürliche Autorität in der Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern; und manchmal sogar Verständnis aufbringend für unglücklich gestrauchelte Übeltäter.
Wer waren die vier „Alten“? Als ersten Ermittler sah ich Siegfried Lowitz (Erwin Köster), der von 1977 bis 1986 die Reihe auf Kurs brachte. Auf ihn folgte Rolf Schimpf, der 22 Jahre den Hauptkommissar Leo Kress gab. Walter Kreye (Rolf Herzog) durfte nur acht Jahre an Bord bleiben, weil ihn eine Erkrankung vorzeitig aus dem Rennen warf. Sein Nachfolger wurde 2012 Jan-Gregor Kremp (Richard Voss), der 2022 auf eigenen Wunsch einen Schlussstrich zog:
„Nach zehn Jahren ist die Zeit gekommen, an eine Veränderung zu denken – zumal die Sechzig in greifbare Nähe rückt“.
In Erinnerung geblieben ist mir neben den vier Hauptfiguren jedoch einer der Darsteller aus der zweiten Reihe: Michael Ande, der den Assistenten Gerd Heymann verkörperte. Der ehemalige Kinderstar (u. a. Die Trapp-Familie) war für alle vier Kommissare eine wichtige Begleitperson. In 400 Folgen war Ande seit 1977 zu sehen, was ihn zum dienstältesten Ermittler im deutschen Fernsehen machte. In seiner Rolle gab Ande den etwas treuherzig-naiven, aber auch pfiffigen „zweiten Mann“, dem es oblag, die jeweiligen Chefs ins rechte Licht zu rücken. Am 8. April 2016 gab er (nicht ganz freiwillig) nach 39 Jahren schließlich seinen Abschied; der Zahn der Zeit hatte ihn aus der Serie gespült.
Als Nachfolger von Kremp und damit fünften „Alten“ präsentierte das ZDF Thomas Heinze, der im Frühjahr 2023 erstmals in der Serie zu sehen war. Heinze, geboren 1964, ist einer der renommiertesten deutschen Schauspieler, Sohn eines US-Amerikaners und einer deutschstämmigen Niederländerin, der seine Rollen mit einprägsamer Stimme versieht. Er wuchs in den USA auf, zog 1973 nach Deutschland. Ausgebildet an der Otto-Falckenberg-Schule (München), arbeitet er seit 1988 für Film und Fernsehen, verkörpert oft den lockeren Sonnyboy-Typ.
Frank Zervos, Leiter der ZDF-Hauptredaktion Fernsehfilm, bedankte sich bilanzierend: „In seiner Rolle hat Jan-Gregor Kremp unvergessliche, tiefgründige, spannende, humorvolle und warmherzige Momente geschaffen.„ Und fügte er hinzu: „Wir sind glücklich, mit Thomas Heinze eine Persönlichkeit gewonnen zu haben, mit der wir die Tradition einer charakterstarken zentralen Ermittlerfigur fortsetzen können.“ Das scheint zu funktionieren, denn als Carsten Bergmann gab Heinze einen smarten Einstand.