Bei vielen Urlaubsreisen habe ich den Tschögglberg besucht. Manchmal vom Weinort Terlan über die Serpentinen nach Mölten aufgefahren, bei anderer Gelegenheit den Weg über den Meraner Ortsteil Obermais eingeschlagen. Auch diese Anfahrt ist kurvenreich und gut ausgebaut, und als erstes erreicht man nach einer Tunnel-Durchfahrt und einer Brücke den Ort Hafling, der den blond-stämmigen Pferden seinen Namen gegeben hat. Links geht es aufwärts zum Haflinger Weiler Falzeben und „Meran 2000″, das sich in den letzten Jahrzehnten rund um den Großen Iffinger (2581 Meter) zu einem beliebten Wintersportgebiet entwickelt hat, was Touren zu anderen Jahreszeiten nicht ausschließt.
Tschögglberg und Salten erheben sich neben der Etsch zwischen Meran und Bozen, hoch über den Dörfern Burgstall und Gargazon. Auf dem Bergrücken (durchschnittlich zwischen 1100 und 1500 Meter hoch) ist das Vöraner Joch mit 1941 Metern der höchste Punkt und einst entstanden aus Quarzporphyrist, das die ganze Region beherrscht. Südlichster Ort am Salten ist Jenesien und von der Südtiroler Landeshauptstadt per Auto oder Seilbahn erreichbar.
Neben Wandermöglichkeiten und den in vielen „Futterstationen“ angebotenen Gaumenfreuden, ist die Aussichtsplattform „Knottnkino“ eine außergewöhnliche Attraktion am Tschögglberg nahe Vöran. Auf einem Felsvorsprung hat der aus Ritten stammende Künstler Franz Messner 30 aus Stahl und Holz angefertigte Kinosessel installiert und ein naturhaftes „Freilichtkino“ errichtet, von dem eine einmalige Aussicht auf das Etschtal und die umliegenden Bergmassive zu genießen ist.
Für Wanderinnen und Wanderer ist die weitläufige Gegend wie geschaffen zur Erholung, insbesondere für jene, die nicht gerne atemraubend und steil aufsteigen mögen. Zwar geht es auch auf den Pfaden des Tschögglbergs hoch und runter, aber nicht so schweißtreibend wie anderswo. Die Anforderungen sind eher mit mittlerer Anstrengung verbunden und auch für Kinder geeignet. Das Gebiet ist leicht erreichbar. Mit dem Auto auf gut ausgebauten Trassen ohnehin, aber auch mit drei Seilbahnen zwischen Vilpian und Mölten, Burgstall und Vöran sowie Bozen und Jenesien. Im Stundentakt verbindet außerdem ein Bus die in der Höhe liegenden Ortschaften und Weiler.
Wer den Tschögglberg „erklommen“ hat, kann sich an Hochweiden, lichten Lärchenwäldern, Alpenrosen und Latschenkiefern erfreuen. Inmitten ausgedehnter, blumenreicher Wiesen liegen einzelne Bauernhäuser, die diese zauberhaften Landschaft ebenso prägen wie die Haflinger Pferde, die aus dieser Region kommen. Südlich des Hauptortes Mölten befindet sich das Hochplateau Salten, das im Goldenen Oktober für seine farbenfrohen Lärchen rund um den Ort Jenesien bekannt ist. Die Gegend um die prächtigen Bäume wurden in der Eiszeit von Gletschern geformt.
Mehrmals habe ich zusammen mit meiner Lebensgefährtin von Hafling aus den Fußweg zur gut besuchten Leadner-Alm eingeschlagen, unsere interessanste Entdeckung war aber durch einen Fahrfehler bedingt, denn in der Nähe von Schlaneid bog ich versehentlich auf einen Schotterweg ein, und nach knapp einem halben Kilometer öffnete sich vor uns eine weite Lichtung mit Bauernhof, Gasthaus und einem kleinen Kirchlein. Diese romanische Kapelle (St. Ulrich) ist nach einem Bischof benannt und soll im 13. Jahrhundert errichtet worden sein, umgebaut 1859. Das Altarbild wurde von einem Maler namens Psenner angefertigt. Nachdem die Kapelle in die Jahre gekommen war, wurde sie kürzlich renoviert und zeigt sich von ihrer schönsten Seite.
Weil der Apfelstrudel auf der sonnigen Gasthaus-Terrasse besonders gut schmeckte, kamen wir im Laufe vieler Jahre immer wieder an diesen Ort zurück, der bei guter Sicht auch einen Blick auf das Ortler-Massiv, die Texelgruppe und in die Dolomiten erlaubt: — und dabei Ruhe pur inmitten einer stillen Landschaft bietet.