Peter Härtling (1933-2017) wohnte von 1967 bis zu seinem Tod im Stadtteil Walldorf der Doppelstadt Mörfelden-Walldorf. Der Schriftsteller zählt zu den bedeutendsten Autoren der Gegenwart und erhielt zahlreiche Literaturpreise. Beeindruckend war seine Vielseitigkeit. Er schrieb nicht nur Romane und Kinderbücher, sondern glänzte mit Gedichten, Erzählungen, Essays und anderen journalistischen Schriften.
Härtling war kein Mann, der sich ins stille Kämmerlein zurückzog. Ehrenbürger seit 2007, brachte sich der Schriftsteller aktiv im Widerstand gegen den Bau der Startbahn West ein, unterstützte die Umwelt- und Friedensbewegung und war an der Aufarbeitung der Geschichte des ehemaligen KZ-Außenlagers am Stadtrand von Walldorf beteiligt. Gemeinsam mit Friederich Haller, Kantor der Evangelischen Kirchen in Mörfelden-Walldorf, engagierte sich Härtling auch bei Veranstaltungen der Reihe „Wort und Musik“. Kein Wunder, dass Bürgermeister Thomas Winkler (Grüne) den Autor mit den Worten würdigte:
„Peter Härtling war nicht nur ein weltbekannter Schriftsteller. Er hat sich auch ins gesellschaftliche Leben eingemischt und war seiner Wahlheimat Mörfelden-Walldorf eng verbunden.“
Winklers Feststellung trifft den Kern. Was den Autor in der Stadt so beliebt machte, waren seine Offenheit, seine klare Haltung zu politischen Themen sowie die freundlich-gehaltvollen Gespräche mit interessierten Mitbürgern.
Am Schreibtisch war Peter Härtling ein schaffensfroher Mensch. Dem örtlichen Wochenblatt Freitags-Anzeiger verriet er anlässlich seines 80. Geburtstages:
„Es ist undenkbar für mich, einen Tag nicht am Schreibtisch zu sitzen.“
Bei solcher Schreibwut (oder besser: Schreiblust) ist es kein Wunder, was Härtling an Geschriebenen hinterließ. Von ihm wurden mehr als 25 Kinderbücher veröffentlicht, darunter Das war der Hirbel (1973), Oma (1975) oder Ben liebt Anna (1979). Außerdem gibt es von ihm 20 Gedichtbände und 30 Prosawerke, etwa den Biografie-Roman Hölderlin (1976), Hubert oder Die Rückkehr nach Casablanca (1978), Felix Guttmann (1985), 80 – Versuch einer Summe (2013), Verdi. Ein Roman in neun Fantasien (2015), Der Gedankenspieler (2015). Aber die Liste seiner Werke ist zu lang, um alle Titel aufzuführen.
Ausgesucht für die Namensgebung wurde in Walldorf ein kleiner Platz „Am Oberwald“ direkt am Eingang zur Neutra-Siedlung, dort, wo Härtling gewohnt hatte. Auf der kleinen Grünanlage wurde ein Schrank aufgestellt, der mit Büchern bestückt ist. Am Gedruckten kann sich jeder Interessierte bedienen, aber auch Bücher zum Lesen für Mitbürger einstellen. Eine Sitzgelegenheit bietet die Möglichkeit zur Ruhe, eine Informationstafel berichtet vom Leben und Wirken Härtlings.
PINNWAND: Peter Härtling, 1933 in Chemnitz geboren, 2017 in Rüsselsheim gestorben, war Redakteur bei verschiedenen Blättern (Nürtinger Zeitung, Heidenheimer Zeitung, Deutsche Zeitung). Ab 1967 Cheflektor und Sprecher der Geschäftsführung beim S. Fischer Verlag in Frankfurt. Seit 1974 freier Schriftsteller. Das gesamte literarische Werk von Peter Härtling ist beim Verlag Kiepenheuer & Witsch erhältlich. Dort ist Ende 2023 auch die Härtling-Biografie Unterwegs sind wir alle von Klaus Siblewski erschienen. Im Buchhandel für 28,00 Euro erhältlich.