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Adsche Brix und sein letztes Gedeck in Büttenwarder

Kurt Brakelmann und Adsche Tönnsen laufen über eine Wiese, dann über einen Feldweg, sie streiten sich über Ackerbau und Viehzucht. Das Wortgefecht wird kräftiger, Adsche ist sichtlich verstimmt und geht seiner Wege, Klugscheisser Brakelmann schimpft leise vor sich hin. Die beiden Bauern sind zerstritten. Abends in der Dorfkneipe sitzen Adsche und Brakelmann am Tisch, bestellen beim Wirt ein Gedeck, Bier mit einem lütten Schnaps, kabbeln sich weiter, werden aber nach dem Genuss weiterer Alkoholika bald friedlich und sind wieder eins. Szenen einer „Ehe“ oder: Bilder einer Dorfgemeinschaft.

Damit ist Schluss. Eine der erfolgreichsten Serien der deutschen Fernsehgeschichte ist am Jahresende 2021 zu Ende gegangen. Nach 98 Folgen und 24 Jahren liefen am 28. Dezember Keine 8 mehr und Finale, letzte Teile einer Kultserie sowie anschließend die  Dokumentation Letztes Gedeck in Büttenwarder. Die Entscheidung von Hauptdarsteller Peter Heinrich Brix, sein Engagement zu beenden, war laut NDR der Grund für das Serienende. Brix hatte als Adsche Tönnsen bis Folge 92 gemeinsam mit Jan Fedder (Kurt Brakelmann) vor der Kamera gestanden. Brix und Fedder waren prägende Figuren der Serie. Nach dem frühen Tod von Jan Fedder aber waren die obskuren Büttenwarder Geschehnisse trotz des großartigen Brix ihrer Seele beraubt worden.

Schwere Entscheidung

Das mochte Peter Heinrich Brix gespürt haben, als er sagte, es sei ihm nicht leicht gefallen, Büttenwarder aufzugeben, aber: „Auch schwere Entscheidungen müssen getroffen werden.“ Brix zitierte Ottfried Fischer, der in einem ähnlichen Zusammenhang gesagt hatte: „Nicht traurig sein, dass es vorbei ist, sondern dankbar, dass es gewesen.“ Frank Beckmann, NDR-Programmdirektor Fernsehen: „Die Verdienste von Peter Heinrich Brix kann ich gar nicht genug würdigen. Dass er ‚Büttenwarder‘ verlässt, ist ein herber Verlust; ohne Adsche als durchgehende Hauptfigur wollten wir die Serie nicht weiterführen.“

Brix und Fedder, das war eine wundervolle, kongeniale Partnerschaft. Die norddeutschen Volksschauspieler sowie andere Darsteller, darunter Jürgen Uter, Hans Kahlert, Axel Olsson und Sven Walser gaben dem fiktiven Büttenwarder (meist gedreht in den Orten Granderheide und Grönwohld, Kreis Stormarn) ein unverwechselbares Gesicht. Scharf überzeichnet in ihrer Unbedarftheit wurden sie zu Karikaturen ihrer selbst. Wenn die männlichen Dorfbewohner nach einer perfekten Geschäftsidee suchten, dem großen Geld hinterher jagten, einen »Nennwert“ zu generieren suchten, und sich im Wirtshaus ihre Wortgefechte lieferten, gab es vor den Bildschirmen kein brüllendes Gelächter, eher ein befreiendes, dauerhaftes Schmunzeln. 

Liebenswert und humorvoll

Die Büttenwarder Bauern blieben, auch bei manchen politischen Ränkespielen von Bürgermeister und anderen »hochgestellten« Persönlichkeiten, liebenswert und humorvoll. Im realen Leben musste sich niemand durch die Überspitzung bei der Darstellung bäuerlicher Einfalt verletzt fühlen. Das war eine Garantie für den Erfolg und die Beliebtheit von Neues aus Büttenwarder, das zu Ende gegangen ist, aber in zahllosen Wiederholungen in den Dritten Programmen und Mediatheken am Leben bleiben wird. (mit NDR-Informationen)