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Lebkuchenbäcker genießen in Nürnberg Sonderrechte

Wenn ich Ende September in Supermärkten einkaufe, haben Lebkuchen aller Art Einzug gehalten in die Regale. Aha, in drei Monaten ist Weihnachten und schon alleine des feinen Gebäckes wegen freue ich mich, auch wenn man am tieferen Sinn des Festes seine Zweifel haben mag. Doch die feinen Spezialitäten, vor allem aus den Nürnberger Fabriken, drängen solche ketzerischen Gedanken in den Hintergrund.

Nicht nur Ladenketten locken mit den Gebäcken. Auch im Internet oder per normaler Briefpost flattern Angebote ins Haus. Eine bekannte Firma schickt mir jedes Jahr im Herbst einen Katalog mit Abbildungen voller Köstlichkeiten, verpackt in hübschen Truhen und Dosen mit Alt-Nürnberger Motiven, verlockend gestaltet von namhaften Künstlern und Designern. Und ich erfahre auf diese Weise nebenbei, was Lebkuchen so schmackhaft macht. Außer dem üblichen Honig, Sirup und Mehl werden Hasel- und Walnüsse verarbeitet, weitere Zutaten aller Art runden das Bild ab. Wegen der gefühlt tausend Gewürzarten (Anis, Fenchel, Muskat, Nelken, Zimt und andere) sollen Magen, Darm und Nerven gekräftigt werden.

Weniger Kalorien

Ein relativ erfreulicher Aspekt macht das Gebäck noch angenehmer. Im Gegensatz zu anderen Kuchenarten, hüftaufbauenden Torten und vielen Kekssorten haben Lebkuchen weniger Kalorien (im Schnitt etwa 300 bis 400 pro 100 Gramm), was nicht heisst, sie bedenkenlos zu verzehren. Weniger ist auch hier mehr, schließlich geht es um Gaumenfreuden und nicht um Sättigung oder Völlerei.

Lebkuchen-Herzen auf allen Jahrmärkten im Angebot. (Foto: Clipdealer)

Obwohl Lebkuchen hauptsächlich in der Weihnachtszeit verkauft werden, sind sie (wegen ihrer Haltbarkeit) ganzjährig im Angebot. Insbesondere auf Volksfesten und Jahrmärkten sind sie zu finden, und jeder kennt von uns kennt die Riesen-Lebkuchen mit Mitteilungen wie „Du bist mein größter Hit“ oder „Ich bin total verrückt nach Dir“. Solche Massenware altert in so manchem Wohnzimmer und hat mit der Nürnberger Lebkuchenwelt nichts zu tun. Kirmes-Lebkuchen sind ohnehin eher als sinnloses Geschenk als zum Verzehr geeignet. Gleichwohl ist es eine Art von Kulturgut.

Geschütztes Gebäck

Qualität dagegen kommt vor allem aus Nürnberg. Zwar gibt es im ganzen Land Betriebe, die Lebkuchen produzieren. Doch die »Nürnberger« sind seit 1996 als geographische Angabe geschützt. Nach EU-Recht dürfen nur solche Waren als Nürnberger Lebkuchen verkauft werden, die auf dem Gebiet der fränkischen Großstadt hergestellt worden sind. Ich will in diesem Zusammenhang für niemanden Werbung betreiben, aber die Chronistenpflicht macht es notwendig, die Dinge beim Namen zu nennen: ohne jede Wertung versteht sich.

Lebkuchen als Nürnberger Spezialität. (Foto: Signale/ES)

Bekannteste Lebkuchen-Bäckereien in Nürnberg sind laut Wikipedia-Enzyklopädie die Lambertz-Gruppe mit den Marken Haeberlein-Metzger, Weiss und Wolff sowie die alteingesessene Firma Lebkuchen-Schmidt mit ihren „Schmidt“- oder „Wicklein“-Produkten. Die Firma Schuhmann produziert auch für Supermärkte. Die Hersteller vertreiben ihre Produkte nicht nur in eigenen Fachgeschäften in Nürnberg, sondern auch über Online-Handel und Katalog-Angebote.

Auch einige kleinere Betriebe wie die Gebrüder Frauenholz, Peter Eckstein und die Burg-Bäckerei Düll stellen schmackhafte Lebkuchen her. Sie liegen im Preis über den Fließbandprodukten, aber es ist auch Handarbeit…