Wenn ein deutlich geschrumpfter Maßstab zu Grunde gelegt wird, und dies ist nur ein Beispiel von vielen Möglichkeiten, wird unsere Mutter Erde nur so groß (oder klein) wie eine Apfelsine. Die kosmischen Dimensionen werden auf diese Weise beeindruckend veranschaulicht. Wer sich vor Augen führt, was seit dem Start von Sputnik 1 am 4. Oktober 1957 an bemannten Reisen zum Mond (oder im erdnahen Raum zu den Raumstationen Salut, Mir oder ISS) sowie unbemannten Raumflügen zu einigen Planeten durchgeführt wurde (und noch geplant ist), erliegt nur allzu leicht der Formulierung von der „Eroberung des Universums“.
Doch trotz atemberaubenden Tempo in Forschung und Technik handelt es sich in der Realität bisher nur um winzige Schritte ins nahe Weltall. Selbst der spektakuläre und wissenschaftlich bejubelte Flug der ESA-Sonde Rosetta zum Kometen „Tschurjumow-Gerassimenko“ erscheint nur als Katzensprung, wenn die Größenverhältnisse im Universum genauer betrachtet werden.
Der Heidelberger Neurologe Hoimar v. Ditfurth (1921-1989) hat in seinem Buch Kinder des Weltalls (Hoffmann und Campe Verlag, 1970) über die enormen Entfernungen referiert und mit simplen Beispielen versucht, dem Laien die Dimensionen, um die es geht, verständlicher zu machen. Der Wissenschaftler verkleinerte Himmelsobjekte im Maßstab 1:100 Millionen. Nur mit dieser „Krücke“ lässt sich einigermaßen begreiflich machen, um welche Proportionen es sich in Wirklichkeit handelt.
Billardkugel
Die Erde schrumpft bei einem solchen Maßstab auf die Größe einer Apfelsine mit einem Durchmesser von 12 Zentimetern und wäre dabei glatt wie eine polierte Billardkugel. Hoimar von Ditfurth beschreibt das Szenario:
„Allenfalls den Mount Everest, der in unserem Modell noch eine Höhe von 0,08 Millimetern hätte, würden wir mir einer empfindlichen Fingerkuppe […] als winzige Rauheit spüren können. Und wenn wir die Oberfläche […] anhauchen würden,, dann würde die Dicke des Beschlags, der sich dabei auf ihrer Oberfläche bildet, die Tiefe unserer Ozeane proportional bereits überschreiten.“
Das veranschaulicht die Größenverhältnisse genau. In dem Beispiel hat dann der Mond nur noch die Größe eines Golfballs von etwa 3,5 cm Durchmesser und ist von der „Apfelsinen-Erde“ nur zirka 3,80 Meter entfernt, der Mars bereits etwa 500 Meter. Die Sonne befindet sich in 1,5 Kilometer Entfernung hat weist einen Durchmesser von 14 Metern auf. Pluto am Rande des Sonnensystems ist schon 60 Kilometer weit weg; und die Nachbarsonne Alpha Centauri läge bei solcher Verkleinerung bereits auf dem Mond.
Regentropfen
In einem weiteren Beispiel beschreibt Hoimar von Ditfurth, wie groß die Abstände der Sterne untereinander in unserer Galaxie sind. Er benutzt dazu ein für jeden Beobachter einleuchtendes Bild – gewissermaßen aus dem Alltagsleben entlehnt.
Wenn es ganz leicht zu regnen anfängt, so geringfügig, dass nur alle siebzig Kilometer ein einzelner Tropfen herunter fällt (einer in Stuttgart, der nächste in Karlsruhe, die folgenden in Mannheim und Frankfurt), dann sind die Abstände von Sternen in unserer Galaxie annähernd richtig wiedergegeben, wobei die Tropfen aber höchstens einen Durchmesser von 0,5 Millimetern haben dürfen.
Rund einhundert Milliarden derartiger Tropfen bilden unsere Galaxy, die auch als Spiralnebel oder Milchstrasse bezeichnet wird. Das Licht von einem zum anderen Ende benötigt etwa 100 000 Lichtjahre, wobei das Licht in einer Sekunde knapp 300 000 Kilometer zurücklegt.
Riesige Distanzen
Damit noch nicht genug, denn im Universum gibt es wiederum Milliarden solcher Galaxien. Sie enthalten jeweils zwischen 20 und 100 Milliarden Sterne. Die Distanzen zwischen ihnen sind riesig, was schon an unserer eigenen Milchstraße und unserer Nachbargalaxie Andromeda ersichtlich ist. Sie liegen etwa zweieinhalb Millionen Lichtjahre auseinander.
Ist das weit? Keineswegs, wenn man bedenkt, dass im Jahr 2013 eine Galaxie entdeckt wurde, die sage und schreibe 13 Milliarden Lichtjahre von uns selbst entfernt ist. Es schreibt sich so leicht dahin: zwei Millionen oder 13 Milliarden Lichtjahre! Aber was es real bedeutet, wird den meistens von uns, die wir keine Wissenschaftler und Astronomen sind, wohl nie ganz klar werden…