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Untertan-Gezerre im Kalten Krieg der Nachkriegsjahre

Wenn gelegentlich der DEFA-Film Der Untertan aus dem Jahr 1951 nach dem Roman von Heinrich Mann im Fernsehen zu sehen ist, erinnern sich ältere Zeitgenossen wahrscheinlich an die Ränkespiele, die es um diesen Wolfgang-Staudte-Streifen in den Fünfziger Jahren in der Bundesrepublik gegeben hat. Im Rückblick ist unverständlich, wie sehr die Adenauer-Regierung bemüht war, den Film als „kommunistisch“ abzuqualifizieren und jahrelang verhinderte, dass er in die Kinos kam. 

Dabei wäre der Film als messerscharfe Studie eines Kriechers und Opportunisten dazu angetan gewesen, als Lehrbeispiel für eine aufzubauende, junge Demokratie zu dienen. Doch antikommunistische Ressentiments und der Kalte Krieg zwischen Ost und West standen dem entgegen, so dass die Aufführung des Films mit der Begründung unterbunden wurde, es handele sich um eine „verfassungsfeindliche Publikation“. Auch in der DDR war der Film nicht unumstritten. Die dortige Parteipresse kritisierte das Fehlen der Arbeiterklasse als politische Kraft in der Darstellung.

Als willfähriges Werkzeug im Westen diente indessen die Freiwillige Filmkontrolle (FSK) in Wiesbaden, die den Film im November 1956 nach einigen Schnittauflagen zwar zuließ, ihn aber im Januar 1957 sogleich wieder aus dem Verkehr zog, obwohl ein den Inhalt verdrehender Vorspann eingefügt worden war.

Erst 1969 (Entspannungspolitik der Brandt-Regierung!) wurde der Film im Bayerischen Fernsehen gezeigt, eine ungekürzte Fassung allerdings auch erst zwei Jahre später ausgestrahlt. Der Film gilt indessen heute längst als Klassiker und beste Regiearbeit von Staudte, was sich an aktuellen Bewertungen ablesen lässt. Der Kritiker Jens Golombek bewertete den Film in der Fernseh-Zeitschrift TV – Hören und Sehen aus aktuellem Anlass am 2. Oktober 2022:

„Was den Film so einzigartig macht, ist sein Sarkasmus und der Mut, die Kontinuität des Kadavergehorsams von der Kaiserzeit zum Nationalsozialismus aufzuzeigen.“

Der Untertan beruht auf dem gleichnamigen Roman von Heinrich Mann. Das Buch war 1918 nach Beendigung des Ersten Weltkrieges veröffentlicht worden, nachdem ein Vorabdruck in der Illustrierten Die Zeit im Bild bei Beginn des Krieges 1914 abgebrochen worden war. Es war auf die bitteren Erfahrungen des Krieges zurückzuführen, dass der Roman bereits in den ersten Wochen nach seinem Erscheinen über hunderttausend Mal verkauft wurde.

Mann hatte eindrucksvoll beschrieben, wie ein karrieresüchtiger Opportunist und Reaktionär nach oben buckelt und nach unten tritt. Der Papierfabrikant Diederich Heßling (Werner Peters) ist die pure Verkörperung jenes Preußengeistes, der die Saat für die Nazidiktatur legte.

Wolfgang Staudte verfilmte Heinrich Manns Roman. (Grafik: Clipdealer/Signale)

Peters lieferte in dieser Produktion die wohl beste Rolle seines Lebens und wurde dafür mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet. Der Schauspieler, der viele Jahre für die DEFA gedreht hatte, übersiedelte 1955 in die Bundesrepublik und war auch hier ein viel beschäftigter Darsteller und Synchronsprecher: allerdings eher in mittelmäßiger, filmischer Konfektionsware.

Details

Hergestellt von der DEFA im Jahr 1951 (Uraufführung am 31. August 1951) hatte der Streifen eine Länge von 109 Minuten. Unter der Regie von Wolfgang Staudte spielen Werner Peters (als staatstragender Diederich Heßling), Paul Esser (als Regierungspräsident), Sabine Thalbach (als Agnes Göpel), Renate Fischer (als Guste Daimchen), Hans-Georg Laubenthal (als Mahlmann). Produzent war Willi Teichmann, die Kamera führte Robert Baberske, die Musik stammte von Horst Hanns Sieber, denn Schnitt besorgte Johanna Rosinski. Das Drehbuch schrieb Wolfgang Staudte zusammen mit seinem Vater Fritz Staudte.