Kategorien
Reise

Sandwirt Andreas Hofer als Südtiroler Volksheld

Die Marktgemeinde St. Leonhard in Südtirol ist ein Paradies für Fun-Sportler. Besonders das wilde Fahren mit dem Schlauchboot, Rafting genannt, hat es vielen Besuchern angetan. In St. Leonhard steppt also der Bär, aber zu jeder Jahreszeit ist auch immer ein gewisser Andreas Hofer präsent. Der aufmüpfige Sandwirt ist allgegenwärtig und der Rebell  von einst lebt irgendwie noch immer,  fest verankert auf jeden Fall auch in der Tourismusbranche. Ob im Südtirol oder im nordtirolerischen Innsbruck wird der Widerständler mit Veranstaltungen, Denkmälern oder in Museen gefeiert: als Mischung aus politischer Verehrung und modernem Marketing.

Wer St. Leonhard im Blick hat (oder auch nur durchfährt), wird also um Hofer nicht herumkommen. Aus diesem Bergdorf stammt jener Mann, der von vielen Österreichern, speziell aber den Tirolern und Südtirolern noch heute, über 200 Jahre nach seinem Tod, als großer Volksheld verehrt wird. Der Wirt und Viehhändler wurde am 22. November 1767 auf dem Sandhof geboren und agierte 1809 als Anführer der Tiroler Aufstandsbewegung gegen bayerische und französische Besetzung.

Nach der endgültigen Niederlage bei den Schlachten am Bergisel bei Innsbruck tauchte Hofer auf der Pfandleralm in der Nähe von St. Leonhard unter, wurde aber von seinem Mitkämpfer Franz Raffl für 1500 Gulden an Napoleons Truppen verraten und schließlich am 20. Februar 1810 in Mantua hingerichtet. Bewertungen Hofers und seiner Vereinnahmung durch politische Kräfte aller Art, überlasse ich den Historikern, die sich seit langem die Köpfe über Hofers Bedeutung und Wirkung zerbrechen.

Kassensturz

Die Rolle als berühmtester Sohn von St. Leonhard  ist jedenfalls gut für das Geschäft. Deshalb gehört Klappern auch für die Hotelbranche zum Handwerk. Ob Hofers Geburtshaus mit Museum, die Pfandleralm oder andere Sehenswürdigkeiten: alles gut und schön, doch am Ende zählt auch hier, was nach den Mühen des Tages in den Kassen klingelt. Und da sind die wildverwegenen Abenteurer wie Bergsteiger, Kajakfahrer oder die doch eher beschaulicheren Golfer und Wanderer allemal Sieger gegen den inzwischen etwas museal anmutenden Andreas Hofer. Denn die Jahre gehen dahin…

Zu St. Leonhard im Naturpark Texelgruppe zählen die Fraktionen Schweinsteg, Mörre, Prantach, Schlattach, Walten und Gomion, doch das ist eher nebensächlich. Wichtig sind vielmehr die Wiesen, Wälder und Bergwelten, die das Landschaftsbild in einer Höhe zwischen 693 und 1262 Metern prägen, was den zahlreichen Touristen und Wanderern das Leben täglich aufs Neue schmackhaft macht. Die Sommermonate sind wie gemalt für das Wandern und so genannten Fun, wozu Klettern, Reiten und Golfspielen gehören. Im Blickpunkt stehen besonders Kajakfahren, Rafting und Canyoing.

Rafting auf wildem Gewässer. (Foto: Clipdealer)

Wenn Familien oder Gruppen beim Rafting im Schlauchboot durch Stromschnellen und Wasserfälle der wilden Passer steuern, ist das besonderen reizvoll, aber auch gefährlich, erfordert harte Muskelarbeit und Mut. Es gibt auch ideale Bedingungen für Canyoning, bei dem durch Felsschluchten und Wasserfälle geklettert wird. Im Winter sind im nahen Skigebiet Pfelders Langlauf, Eislaufen, Rodeln, Eisklettern und Pferdeschlittenfahrten im Angebot.

Verschiedene Routen

Ein Aufenthalt, selbst für wenige Tage, kann also sehr verlockend sein. Die Anfahrt nach St. Leonhard ist auf verschiedenen Routen möglich. Entweder führt der Weg von Österreich kommend über das Ötztal und das Timmelsjoch, was jedoch nur im Hochsommer möglich ist, denn je nach Wetterlage ist die Straße zwischen Oktober und Juni in der Regel gesperrt. Ich komme indessen über den Brenner, verlasse bei Sterzing die Autobahn und quäle mich über den an diesem Tag übervollen, kurvenreichen Jaufenpass.

Klüger wäre gewesen, bis Bozen die Autobahn zu nehmen, über die Meran-Bozener Schnellstraße (MeBo) bis Meran zu fahren und dann die Staatsstraße 44 bis St. Leonhard zu nehmen, was allerdings Maut kostet. Auch kilometermäßig ist das länger, aber die Fahrt über den Jaufenpass ist weit nerviger. Wer aus westlichen Regionen anreist, wird ohnehin besser den Reschenpass nehmen und danach durch den Vinschgau und über Meran fahren.