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Reiseerlebnis

Burg Eltz – verwinkelt,
verschachtelt und verrückt

Nicht weit von Koblenz entfernt präsentiert sich die märchenhafte Burg Eltz (Foto: iStock) mit ihren acht Wohntürmen als eine der interessanten Befestigungsanlagen des Mittelalters.

Die Burg der Burgen. Eltz! Ich stehe vor dem Eingang und sehe acht Wohntürme emporragen. Seltsame Architektur: verwinkelt, verschachtelt, märchenschlossähnlich, ein bisschen verrückt, auf einem Felssporn thronend, vom Bach Eltz umflossen und ihr den Namen gebend. Ich sehe weder verkehrsreiche Straßen noch Stromtrassen; dagegen dichte Wälder ringsumher, Insekten summen und brummen, Vögel zwitschern, aus der Ferne das leise sirrende Geräusch einer Motorsäge. Waldarbeiter vermutlich. Ansonsten Stille. Ich schaue und blicke zurück…

Schon als Schüler habe ich im Westerwald die Ruine der Veste Merenberg  und im Taunus die Burgen Königstein, Kronberg und Falkenstein erkundet, als junger Mann links- wie rechtsrheinisch viele andere abgeklappert. In späteren Jahren im Rahmen eines touristischen ADAC-Wettbewerbs die Aufgabe gelöst, die interessante Burg an der Mosel ausfindig zu machen. Keine allzu schwere Aufgabe wie mir schien, denn ausser der Reichsburg Cochem kam für mich nur die „Eltzer“ in Frage, wobei ich nicht von Schönheit ausging, sondern vom Erscheinungsbild und vom eigenen Erleben.  Was nicht ausschließt, auch kitschige Elemente zu entdecken. Über Geschmack lässt sich jedoch (nicht) streiten.

Die Familien und das Design

Eine Anlage wie diese ist selten, aber lehrreich. Die Burg derer von Eltz, schon immer in Privatbesitz, übertrifft nach meiner Meinung alle anderen wegen ihres seltsamen Konstrukts – und wegen ihrer Geschichte. Bis heute hat das Ungetüm die Wirren von Kriegen und Zerstörungen unbeschädigt überstanden (auch dank des geschickten Manöverierens der Burgherren in schwierigen Zeiten) und zugleich ihren eigenartigen Charakter bewahrt, wobei das „Design“ durch ein familiäres Ereignis beeinflusst wurde. 

Um 1268 kam es – so höre ich bei meinem Rundgang – innerhalb der Eltzer Herren zwischen den Brüdern Elias, Wilhelm und Theoderich zu einer Aufteilung der „Immobilie“, worauf sich jede Familie nach eigenem Geschmack ihre Gemächer errichtete, was den Charme der Burg ausmacht, voll mit steilen Dächern, Spitztürmchen, kleinen Gauben, Giebeln und Erkern. 

Schwindelerregender Blick von Burghof in den Himmel. (Foto: iStock.com / stock.bym)

Im Burghof stehend frage ich mich, warum gerade an diesem Ort, auf diesem Felsen, gemauert wurde? Und ich erhalte Antworten. Die Burg wurde im 12. Jahrhundert zum Schutz des Weges errichtet, der die Mosel mit Eifel und den fruchtbaren Lavaböden des Maifelds westlich von Koblenz verband. Es ging um Kontrolle der Ländereien, um Wegezölle, um Abwehr feindlicher Angriffe. Wie bei allen anderen Burgen auch. 

Die Besitzer pflegen die Burg im alten Stil, verharren indessen nicht auf Althergebrachtem. Aus der Neuzeit stammt die „Rüst- und Schatzkammer“. Sie wurde erst 1981 eröffnet, bohrt sich tief in den Felsen hinein und umfasst vier Geschosse. In ihr sind mehr als 500 Kostbarkeiten aus neun Jahrhunderten deponiert, darunter Schmuck, seltenes Porzellan und Jagdwaffen, Gold- und Silberschmiede aus Augsburg und Nürnberg haben Kostbarkeiten hinterlassen, deshalb die Bitte der Besitzer: Nur schauen, nicht anfassen!

Im Andenkenladen

Real und handfest sind dagegen die Dinge, die im Burgladen feilgeboten werden. Schwerter, Armbrustwaffen, Rüstungen sowie Andenken aus Porzellan und diverse Publikationen schmücken die Regale. Ansichtskarten, Informationsschriften und kleinere Devotionalien gehen locker über die Tresen, Größeres wird eher nur bestaunt, doch mein Eindruck gleicht nur einer Momentaufnahme.

Für den kleinen Hunger –  und um Einnahmen zu generieren – , gibt es an der großen Linde die „Unterschänke“ mit 100 Plätzen (und 90 in der romanischen Säulenhalle) sowie die „Oberschänke“ mit 120 Plätzen am Burgbrunnen und Goldschmiedehäuschen. Im SB-Modus werden Wildgerichte (aus eigener Jagd), Kaffee, Kuchen und andere Leckereien angeboten. 

Im Innenhof der Burg Eltz. (Foto: iStock.com / Hain Tarmann)

Der Unterhalt des Eltz-Komplexes verursacht Kosten und verschlingt Geld. Renovierungen gehören zum Tagesgeschäft. Die Bundesregierung, die „Landschaftspflege Rheinland-Pfalz“ und die „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ (sowie private Spenden) tragen dazu bei, die Märchenburg auch in Zukunft den Touristen aus aller Welt in den Sommermonaten zu präsentieren, auch wenn zeitweise wegen Renovierungen ein Teil des Gemäuers nicht zugänglich sein sollte.