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Fernsehen

Dan Sommerdahl, ein Mann
mit Ecken und Kanten

In einer dänischen Krimireihe (im ZDF) ermitteln die Kommissare Dan Sommerdahl und Flemming Torp, unterstützt von der Forensikerin Marianne Sommerdahl in Helsingør.

Ja, ich gebe es gern und unumwunden zu: Die von ZDF und ARD ausgestrahlten Krimiserien skandinavischer Ländern sind nicht mein Geschmack, ich mag es gerne etwas anders. Manches ist mir da zu düster, manchmal fast gruselig und überzeichnet, aber natürlich müssen diese Angebote nicht allen gefallen. Eine interessante Ausnahme ist für mich die aus Dänemark stammende Reihe Dan Sommerdahl – Tödliche Idylle (im ZDF). Auch darin geht esum Mord und Totschlag,aber es ist eine zurückhaltendere Machart spürbar, was ein Kritiker sogleich mit dem Etikett „langweilig” versehen hat.

Stimmt das? Aus meiner Sicht kaum, aber tatsächlich sind die Filme anders geformt. Im Mittelpunkt steht die Kärrnerarbeit zahlreicher Befragungen und Nachforschungen bei Tatverdächtigen. Zeitraubende Routinearbeit für die Kommissare. Die Rätsel lösen sich nicht von selbst, eher durch zufällige Beobachtungen oder beiläufige Hinweise in Vernehmungen, was wohl nahe an der Realität liegen dürfte: – für Hardcore-Fans dieses Genres höchst unbefriedigend. Für diese Zielgruppe dürfte die Serie allerdings nicht gemacht sein, eher für ein reiferes Publikum, das es Leid ist, sich Kriminalfilme brutal-abwegiger Machart (u. a. auch brüllende Kommissare, respektlose Darstellung aus der Gerichtsmedizin in „Tatorten”) anzutun. Als Alternative kann sich der Mensch auch von Dan Sommerdahl gut unterhalten lassen…

Sommerdahl ist für mich eine erholsam-ruhige Abwechslung vom täglichen Krimi-Wahnsinn. Die Dramaturgie scheint jedoch unschlüssig, was sie dem Publikum bieten möchte: Ein Ehe- und Beziehungsdrama, das sich über alle Folgen der Serie erstreckt und nur nebenbei mit einigen Todesfällen garniert ist, oder andersherum eine Folge von teils obskuren Kriminalfällen, in der die Zerwürfnisse einer Ehe behandelt werden? Die privaten Komplikationen der Protagonisten nehmen jedenfalls viel Platz ein. Weniger wäre da (auch für mich) mehr.

Im der lebendigen Stadt Helsingør. (Foto: Shutterstock.com)

Die Filme (ausgestrahlt im ZDF) beruhen auf Romanvorlagen der dänischen Kriminalschriftstellerin Anna Grue und spielen in der malerischen Stadt Helsingør nördlich von Kopenhagen. Peter Mygind agiert als Dan Sommerdahl in der Titelrolle, André Babikian spielt seinen Freund und Kollegen Flemming Torp, Laura Drasbæk ist Marianne, Forensikerin der Polizeieinheit und anfangs Ehefrau von Dan Sommerdahl. Dieses Trio, miteinander seit langem befreundet, Dan und Marianne anfangs noch verheiratet, Flemming vor Jahrzehnten der private Partner von Marianne und immer noch an ihr interessiert, beherrscht nicht nur wegen dieser eigenartigen Konstellation die Filme, in denen zu sehen ist, wie zerbrechlich langjährige Freundschaften (oder Ehen) sind. Doch die Arbeit soll darunter nicht leiden, da sind sie Profis…

Garniert wird das ganze mit idyllischen Aufnahmen aus dem Hafen, Bilder von schaukelnden Booten, mächtige Fähren, dem leuchtenden Meer, leichte Brisen, fast spürbar. Dan Sommerdahls Traum, eine Auszeit von täglicher Routine zu nehmen und nach Bali zu segeln, rückt in den Vordergrund, doch die Yacht seetauglich zu machen, hat seine Tücken. Denn Sommerdahl ist Ermittler, handwerklich wenig begabt. Wohin geht die Reise für ihn?