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Fernsehen

Böse Buben (und Mädchen)
am lieblichen Bodensee

In den 50er Jahren verbreitete Marianne Hold am Bodensee Schmerz und Liebesleid. Heute dominiert dort Bösartigkeit und Verbrechen. Jedenfalls im Fernsehen. (Foto: Imago)

Die Bodensee-Landschaft ist eine beschauliche Gegend. Großes Gewässer, Fischer, Winzer, Künstler, Obstbauern und die Blumeninsel Mainau. Dazu die Zeppelinstadt Friedrichshafen, das heimelige Lindau, die österreichische Festspielstadt Bregenz. Kriminalstatistisch gesehen eine normale Region. Größte Stadt am südlichen Ufer ist das ehrwürdige Konstanz, die örtliche Zeitung nennt sich „Südkurier”. Große Ausflugsdampfer pflügen durch das Wasser, Auto- und andere Fähren verbinden die gegenüberliegenden Ufer, an denen mediterranes Klima herrscht und Palmen wachsen.

Wenn ich den Fernsehmachern Glauben schenke, gibt es am Bodensee jedoch keine heile Welt. Wie mir scheint, lauert das Verbrechen überall. 31 Tatort-Folgen, die Serien „Die Toten vom Bodensee”, „Der Kommissar und der See”, „WaPo Bodensee” und Einzelfilme zeichnen ein Bild des Schreckens. Wegen der drei Anrainerstaaten Deutschland, Schweiz und Österreich ist Kompetenzgerangel unter den Ermittlerinnen und Ermittlern (Motto: „Der Fall gehört mir!”) programmiert. 

Matthes und Bezzel

Von 2002 bis 2016 drehte der Südwestrundfunk 31 Tatort-Folgen für die ARD, Protagonisten waren die großartige Eva Matthes und der junge Sebastian Bezzel, der ab 2004 mit an Bord war. Matthes gab als Klara Blum eine Kommissarin mit Witz und Intelligenz, gleichzeitig verbindlich, aber zäh bei der Arbeit. Von äusserlicher Erscheinung anders als andere Tatort-Ermittlerinnen; Bezzel (Kai Perlmann) war ihr aufgeweckter Kollege, noch nicht ausgereift, aber mit Potenzial.

Matthias Köberlin erlebe ich als rustikalen deutscher Kommissar Micha Oberländer, wegen familiärer Probleme in einem VW-Bus lebend, in der Serie „Die Toten vom Bodensee” (ZDF/ORF). Seine österreichische Kollegin Nora Waldstätten (Hannah Zeiler) fuhr als Hannah Zeiler fast ausschließlich Motorrad, war ernst-verbissen und wegen eines Schicksalsschlages in der Kindheit traumatisiert. Von den Charakteren her unterschiedlich, ist die grenzüberschreitende Ermittlungsarbeit der beiden Figuren immer erfolgreich.

Walter Sittler hatte ich 14 Jahre lang als Robert Anders auf der schwedischen Insel Gotland als  Polizist werkeln und sein turbulentes Familienleben goutieren dürfen, ehe die Serie „Der Kommissar und das Meer” vom ZDF nicht weitergeführt wurde. Weil es immer noch gute Quoten gab, wurde Sittler schnell zum Kommissar am Bodensee befördert. Sogar den vorigen Filmnamen Robert Anders durfte Sittler behalten.

Herz und Familie

„WaPo Bodensee“ (ARD) ist  eine Mischung aus Krimi- und Familienfilm. Nicht so spektakulär wie bei der Konkurrenz, aber mit viel Herz. Im Mittelpunkt steht Nele Fehrenbach (Floriane Daniel), die aus Hamburg in ihre Heimat am Bodensee zurückkehrt ist, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Als erfahrene Kommissarin ist sie dem Ermittler Andreas Rambach (Ole Puppe) als Leiterin der Wasserschutzpolizei vor die Nase gesetzt worden. Konflikte inbegriffen. Als Ole Puppe ging, kam Tim Wilde. „Seeland – Ein Krimi vom Bodensee”  (ARD) war ein weiterer Film vom lieblichen Bodensee, an dem die bösen Buben und Mädchen televisionsmäßig ihr Unwesen treiben.