Auf dem „Big Island” von Hawaii geht alljährlich im Oktober ein internationaler Wettkampf über die Bühne, der aus 3,8 Kilometer Schwimmen in der Kailua-Bucht, 180 Kilometer Radfahren durch die Lavafelder auf dem Queen K Highway (Wendepunkt in Hawi) und dem abschließenden Marathonlauf über die Distanz von 42,195 Kilometern besteht. Esi handelt sich um den legendären „Ironman”, eine höchst brutale Selbstquälerei all jener Menschen, die als „Eisenmänner” oder „Eisenfrauen” nach Ruhm und Anerkennung suchen.
Geboren aus der Bier- und Schnapslaune einiger alkoholseliger US-Offiziere entstand einst dieser Triathlon-Wettkampf. So sagt es jedenfalls die Legende. Ob das wirklich den Tatsachen entspricht? Wer weiß das schon nach so vielen Jahren. Wie auch immer…
Ein gewisser John Collins soll 1977 mit einigen Kollegen darüber in Streit geraten sein, welcher der auf Hawaii ausgetragene Wettbewerbe wohl der anstrengendste sei: das 3,8 km lange Waikiki-Schwimmen, das Radrennen in Oahu über 180 km oder der Honolulu-Marathon über die klassische 42,195-km-Distanz.
Zungenlösende Getränkerunden
Nach einigen zungenlösenden Getränkerunden verständigten sich die Streithähne schließlich darauf, alle drei Disziplinen innerhalb von 24 Stunden und ohne Pause nacheinander absolvieren zu lassen. Im Februar 1978 standen dann tatsächlich 15 Männer am Start, immerhin zwölf von ihnen erreichten das Ziel. Sieger wurde der Amerikaner Gordon Haller, der sich fortan „Eisenmann” nennen durfte. 12 Stunden, 20 Minuten und 27 Sekunden lang war er unterwegs, heutzutage würde er unter den Spitzenathleten mit dieser Zeit weit abgeschlagen ankommen, denn sie sportlichen Ergebnisse sind von Jahr zu Jahr besser geworden. Schon 2018 hatte es der Deutsche Patrick Lange als erster Athlet geschafft, mit 7:52:39 deutlich unter der Achtstunden-Marke zu bleiben und die Zeiten werden immer besser…
Geld regiert…
Was aus „Jux und Dollerei” entstand, wird heutzutage höchst professionell und kommerziell betrieben (einschließlich möglicher Dopingvergehen) und inzwischen gibt es unzählige solcher Gigantenrennen weltweit. Geld regiert schließlich auch die Ironman-Welt. Bei den Spitzenathleten ist der Spaß an der Freud’ längst dem Profitum untertan. Auch olympisch ist das Ganze geworden, allerdings auf einer verkürzten Distanz (mit 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren, 10 km Laufen). Doch das Rennen von Hawaii ist – Geld hin oder her – eben immer noch der Klassiker…
Die Inselgruppe im nördlichen Pazifischen Ozean selbst hat viele Facetten und ist in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder in den Blickpunkt geraten: Sowohl militärisch als auch politisch. 1941 erfolgte der japanische Angriff auf den dort eingerichteten US-Militärstützpunkt Pearl Habor, was den Kriegseintritt der USA zur Folge hatte. 1959 wurde Hawaii schließlich als 50. Mitglied in die Vereinigten Staaten integriert.
Hawaii, Insel der Träume
Das ist lange vorbei. Heutzutage ist der Name vor allem mit dem legendären „Ironman” verbunden, wobei verkitschte Romantik im Zusammenhang mit Hawaii auch immer eine gewisse Rolle spielte. Schon 1938 hatte Marika Rökk in dem Film „Eine Nacht im Mai” die Faszination des pazifischen Eilandes besungen. Textschreiber Hans Fritz Beckmann hatte eine Melodie der Komponisten Peter Kreuder und Friedrich Schröder mit den Worten unterlegt: „Eine Insel aus Träumen geboren ist Hawaii, ist Hawaii. Wer sie sieht, ist für alle Zeiten verloren an Hawaii, an Hawaii!”
An die schnulzigen Zeilen aus längst vergangenen Tagen verschwenden die eisenharten Teilnehmer des Triathlon-Klassikers natürlich keinen Gedanken. Sie haben ganz anderes im Sinn: den Sieg! Denn ein Erfolg auf Hawaii ist noch immer das Maß aller Dinge. Da bleibt kein Augenblick Zeit für irgendwelche rührseligen Schlagertexte…