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Zeitgeschichte

Andreas Hofer und das
Tagesgeschäft in St. Leonhard

St. Leonhard lebt historisch betrachtet von seinem großen Sohn Andreas Hofer (Foto: adobe.stock), ist aber im modernen Tagesgeschäft vom Tourismus abhängig.

In Sankt Leonhard steppt der Bär, und in Maßen auch ein gewisser Andreas Hofer. Der Rebell und aufmüpfige Sandwirt ist allgegenwärtig und lebt irgendwie noch immer… Die Marktgemeinde liegt in Südtirol im Naturpark Texelgruppe und zu ihm gehören die Fraktionen Schweinsteg, Mörre, Prantach, Schlattach, Walten und Gomion, doch das ist eher nebensächlich. Wichtig sind vielmehr die Wiesen, Wälder und Bergwelten, die das Landschaftsbild in einer Höhe zwischen 693 und 1262 Metern prägen, was den zahlreichen Touristen und Wanderern das Leben täglich au’s Neue schmackhaft macht.

Es gibt kaum eine Gemeinde im Meraner Land, die den Urlaubern so vielfältige Möglichkeiten bietet, sich die Zeit zu vertreiben. Da ist sommers die Möglichkeit, die gesamte Gegend auf Schusters Rappen zu erkunden; im Winter werden im nahen Skigebiet Pfelders Langlauf, Eislaufen, Rodeln, Eisklettern und Pferdeschlittenfahrten angeboten.

Die Sommermonate sind wie gemalt für das Wandern und so genannten Fun, wozu Klettern, Reiten und Golfspielen gehören. Im Blickpunkt stehen besonders Kajakfahren, Rafting und Canyoing. Wenn Familien oder Gruppen beim Rafting im Schlauchboot durch Stromschnellen und Wasserfälle der wilden Passer steuern, ist das besonderen reizvoll, aber auch gefährlich, erfordert harte Muskelarbeit und Mut. Es gibt auch ideale Bedingungen für Canyoning, bei dem durch Felsschluchten und Wasserfälle geklettert wird.

Touristische Attraktionen laufen Hofer den Rang ab. (Foto: Clipdealer)

Wer St. Leonhard im Blick hat (oder auch nur durchfährt), wird – ob er will oder nicht – um Andreas Hofer nicht herumkommen. Aus diesem Bergdorf stammt der Mann, der von vielen Österreichern und Südtirolern noch heute – über 200 Jahre nach seinem Tod – als großer Volksheld gefeiert wird. Der Wirt und Viehhändler wurde am 22. November 1767 auf dem Sandhof geboren und agierte 1809 als Anführer der Tiroler Aufstandsbewegung gegen bayerische und französische Besetzung.

Nach der endgültigen Niederlage bei den Schlachten am Bergisel bei Innsbruck tauchte Hofer auf der Pfandleralm in der Nähe von St. Leonhard unter, wurde aber von seinem früheren Mitkämpfer Franz Raffl für 1500 Gulden an Napoleons Truppen verraten und schließlich am 20. Februar 1810 in Mantua hingerichtet. Bewertungen Hofers und seiner Vereinnahmung durch politische Kräfte aller Art, überlasse ich den Historikern, die sich seit langem die Köpfe über Hofers Bedeutung und Rolle zerbrechen. Unterdessen lebt der berühmteste Sohn der kleinen Gemeinde noch immer

Klappern gehört auch für die heutige Hotelbranche in St. Leonhard zum Handwerk. Ob Hofers Geburtshaus mit Museum, die Pfandleralm oder andere Sehenswürdigkeiten: – alles gut und schön, doch am Ende zählt auch hier, was nach den Mühen des Tages in den Kassen klingelt. Und da sind die wildverwegenen Abenteurer wie Kajakfahrer oder die beschaulicheren Golfer und Wanderer allemal Sieger gegen den museal anmutenden Hofer.

Auch ich komme an seinem Geburtshaus vorbei, verkneife mir aber einen Besuch im dort untergebrachten Museum. Trotz der verklärenden Haltung der meisten Südtiroler zu Hofer scheint der Sandwirt Hofer ein auslaufendes „Geschäftsmodell” zu sein.