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Fernsehen

Petra Delicato, eine
einsame Wölfin aus Genua

Die italienische Polizistin Petra Delicato zeigt in einer Krimi-Serie zwei Gesichter: Schroff und ruppig, aber kompetent und entschlossen. Blick auf eine besondere Frau (Foto: ZDF)

Skandinavische Kriminalfilme gibt es in Fernsehsendern massenweise, von deutschen, britischen und amerikanischen gar nicht erst zu reden. Aus anderen Ländern sind Krimis eher selten auf den Bildschirmen zu sehen. Seit einigen Jahren ist indessen eine original italienische Serie im ZDF-Abendprogramm angesiedelt, Erstausstrahlung der ersten Staffel von vier Filmen erfolgte zum Jahreswechsel 2020/21 im ZDF, die weiteren vier der zweiten Staffel waren im Februar 2023 zu sehen. Die Kleinserie trägt den Titel „Mord in Genua – Ein Fall für Petra Delicato”. Die Fälle beruhen auf Romanen der spanischen Autorin Alicia Giménez Bartlett und spielen ursprünglich in Barcelona.

Es wird den Zuschauern keine leicht verdauliche Kost geboten. Wer ist diese Frau, was treibt sie um? Die Figur der unnahbaren Petra Delicato (gespielt von Paola Cortellesi) ist wenig sympathisch, nur manchmal blitzt in ihren Gesprächen Ironie auf. Ruppigkeit begleitet die tägliche Arbeit der Polizistin. Sie hat Probleme mit sozialen Kontakten, ist zweimal geschieden, gibt ihren Beruf als Anwältin auf und verkriecht sich bei der Polizei im Archiv. Wegen akuten Personalmangels wird Delicato im ersten Film bei einem Vergewaltigungsdelikt als Ermittlerin eingesetzt, was ihr sichtlich Unbehagen bereitet. Doch sie hat Erfolg, was ihr eine Versetzung in die Mordkommission einbringt.

Irritationen um die Ermittlerin

Petra Delicato wird als „einsame Wölfin” wahrgenommen. Verschlossen und mit autistischen Zügen beschrieben, gilt sie als sozial unangepasst, schottet sich gegen ihre Umwelt ab, pflegt keine emotionale Kontakte, ihr Liebesleben arrangiert sie über Partnerbörsen. Ihr schroffer abweisender Umgangston und ihre „speziellen Verhörmethoden” – ein Verdächtiger muss sich nackt vor ihr ausziehen –, irritieren nicht nur ihren Partner Antonio Monte (Andrea Pennacchi), sondern auch mich als Konsument. Das ungleiche Duo (Monte, ein Witwer mit erwachsenem Sohn) ist bei der Aufklärung der Verbrechen und mysteriösen Morde jedoch erfolgreich, auch weil sich Monte überreden lässt, Delicatos eigenwilligen Vorgehensweisen zu decken. 

Wenn das ungleiche Paar in Genua Verbrecher jagt, wird die Kulisse der bunten italienischen Hafenstadt selten in den Vordergrund gerückt. Regisseurin Maria Sole Tognazzi – sie ist verantwortlich für alle acht Produktionen – gibt düsteren Bildern und dunklen Szenerien den Vorzug. Die von ihr gewählte Erzählweise lässt Leichtigkeit, Heiterkeit und Buntheit kaum zu, worunter die Spannung leidet und Abwechslung fehlt. Gewöhnungsbedürftige Filme, die aber Interesse wecken, und andere als die üblichen Krimi-Geschmäcker bedienen. Immerhin wird das Fernsehen damit auch der erwünschten Vielfalt gerecht.