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Stadtbesuche

Nürnberg – Randnotizen aus
der Stadt des Vaters

Die fränkische Metropole Nürnberg (Foto: stock.adobe) hat viel zu bieten. Das Spektrum reicht allerdings weit über Lebkuchen, Bratwürstchen oder Spielzeug hinaus.

Nürnberg, die fränkische Metropole mit dem Charme des Mittelalters, glänzt nicht alleine mit der Kaiserburg als Attraktion für die Touristen, sondern hat noch mehr zu bieten. Kulinarisch gesehen sind die kleinen Rostbratwürstchen im Weck genauso beliebt wie in der Weihnachtszeit die schmackhaften Lebkuchen. Spielzeug-Manufakturen peppen das Image der Stadt auf, das wegen der Vergangenheit mit den „Rassegesetzen” und Nazi-Aufmärschen angeschlagen war. Mit informativen Führungen und einem Dokumentationszentrum wird dieser Teil der eher unrühmlichen Stadtgeschichte aufgearbeitet.

Nürnberg ist die Stadt meiner Vorfahren. Wie oft bin ich hier auf der Fahrt in den Süden vorbei gefahren, wie oft habe ich Station gemacht? Sicher unzählige Male. Die alte fränkische Reichsstadt liegt verkehrsgünstig. Hier kreuzen sich Bundesautobahnen, die aus Nordrhein-Westfalen und Berlin in Richtung München und Wien weiterführen. Doch auch als es noch keine Schnellstraßen gab, war Nürnberg bereits Schnittpunkt von Handels- und Gewürzstraßen, was der Stadt zum Vorteil gereichte. 

Spielzeugstadt

Seit dem Mittelalter ist Nürnberg eine Spielzeugstadt. Puppen waren zunächst der Ausgangspunkt, im 16. und 17. Jahrhundert kamen dann noch andere Spielzeuge hinzu, weil Handwerker (u.a. Schreiner, Zinn- und Messinggießer) neben ihrer eigentlichen Tätigkeit zur Aufbesserung des Einkommens noch Miniaturspielzeug herstellten. Als sich um 1850 der erste Metalldrücker in Nürnberg niederließ, begann das Zeitalter des Blechspielzeugs. Obwohl nach dem Zweiten Weltkrieg Kunststoff das Blech verdrängte, behielt Nürnberg seinen Ruf als Stadt der Spielzeug-Hersteller. Kein Wunder, dass in Nürnberg jährlich die größte Spielwarenmesse der Welt stattfindet.

Nürnberger Bratwürste im Weck. (Foto: Clipdealer)

Nürnberg ist Lebkuchen-Hauptstadt, weil rund um die Stadt viele Bienenzüchter ihr Imker-Handwerk betrieben. Einer wahre Honigquelle. Von der Europäischen Union ist das Gebäck als „geographische Angabe“ geschützt – was im Klartext heißt, dass „Nürnberger Lebkuchen” ausschließlich im Stadtgebiet hergestellt werden dürfen. Die kleinen Rostbratwürstchen haben seit 2003 den gleichen Status. Eine „Nürnberger Rostbratwurst” darf nur im Stadtgebiet nach Originalrezeptur hergestellt werden, was die Ratsherren im Mittelalter festgelegt hatten. Das Endprodukt ist nur 20 bis 25 Gramm schwer und sieben bis neun Zentimeter lang. Deshalb werden in den Gaststätten oder Jahrmarktsbuden Portionen von drei, sechs, acht, zehn oder gar zwölf Stück serviert, in einem Brötchen liegen in der Regel jedoch nur drei.

Milchreis am Plärrer

Erinnerungen führen mich zum Plärrer, wo nicht nur der Bahnhof der Nürnberg-Fürther Eisenbahn lag, sondern auch Tante Schmoll einst mit ihrem Mann eine Milchstube betrieb. Der Milchreis, den ich als Bub vorgesetzt bekam, war lecker… Dieser Plärrer ist kaum noch zu erkennen, alles ist moderner und größer geworden. Schön sind die altfränkischen Häuser, Ecken und Plätze in der Stadt. Touristen lassen sich gewiss von den offiziellen Werbungen beeindrucken. Die Kaiserburg, auch die Kirchen St. Sebald und St. Lorenz, der Henkersteg und der Weinstadel – besonders von der Maxbrücke aus gesehen – bieten ein stimmungsvolles Bild. Im nahen historischen Handwerkerhof zeigen Boutiquen wohlfeiles Kunsthandwerk. 

Albrecht Dürer-Haus in der Nürnberger Altstadt. (Foto: Clipdealer)

Das Albrecht-Dürer-Haus – der berühmte Maler fand seine Ruhestätte auf dem St. Johannisfriedhof im gleichen Stadtteil – , die Mauthalle, das Neue Museum für Kunst und Design, laden ebenso zum Besuch ein wie das Germanische Nationalmuseum in Verbindung mit der „Straße der Menschenrechte”. „Leben und leben lassen“ – das könnte heute das Motto der Franken-Metropole sein, denn tatsächlich gibt es  viel zu sehen und zu erleben in der Stadt des Vaters, die nicht nur wegen ihrer Vielseitigkeit eine besondere Bedeutung für mich hat…

Dass Nürnberg einst Aushängeschild des deutschen Fußballs war, ist Vergangenheit. Seit den Siebziger Jahren ist der Ruhm von neun Meistertiteln des 1. FCN verblasst. Das schmerzt auch den Autor, war doch der „Club” Herzensverein des Vaters, der viele der Spieler aus den Zwanziger Jahren kannte, weil er selbst ein „Clubberer” gewesen war.