Die Marktgemeinde, die im Süden, Norden, Osten und Westen in einer „Landzunge“ von Österreich eingekreist wird, heisst Berchtesgaden und liegt im südöstlichsten Zipfel Deutschlands. Die Stadt und das liebliche „Berchtesgadener Land“ sind im Sommer Ziel vieler Urlauber, und auch ich habe mit meiner Familie in dieser liebreizenden Umgebung einige Male den Urlaub verbracht. In diesem, urbayerischen Landstrich gibt vieles zu sehen und zu erleben. Eine Sehenswürdigkeit reiht sich an die andere, die Vielfalt ist unübersehbar.
Salzbergwerk, Schnapsbrennerei oder die berühmte Wallfahrtskirche Maria Gern zum Beispiel. Und dass die wunderschöne Mozart-Stadt Salzburg in einer halben Stunde von Berchtesgaden aus erreichbar ist, darf als ein besonders Schmankerl betrachtet werden. Nur an wenigen Orten in Bayern trifft der Tourist auf engen Raum auf so viele Naturschönheiten.
Der Watzmann, mit 2713 Meter Höhe zweithöchster Berg Deutschlands, ragt steil und schroff in den Himmel und lockt immer wieder Bergsteiger an, Hoher Göll und Jenner sind gewissermaßen die „Hausberge“ Berchtesgadens, der Königssee schimmert einladend im Sonnenlicht und der malerische Hintersee bei Ramsau lädt zum gemächlichen Wandern ein. Magisch ziehen Obersalzberg und Kehlsteinhaus Besucher an, vor allem und immer der Vergangenheit geschuldet, als ein gewisser Hitler hier sein pompöses Urlaubsdomizil errichtete.

An einem Sonntag fahren wir von Berchtesgaden nach Ramsau, um dort eine Wanderung rund um den Hintersee zu machen. Bevor wir Ramsau erreichen, stoppen wir an der Wimbachklamm. Es handelt sich um eine enge Felsschlucht, in der das Wasser polternd in die Tiefe stürzt. Von Holz-und Eisenstegen aus lässt sich das Naturschauspiel ganz aus der Nähe geniessen, der Lärmpegel des tosenden Wassers ist beträchtlich, Feuchtigkeit ist mit inbegriffen. Eine Stunde später stehen wir am Hintersee, einem kleinen Alpsee, der flach in einer Mulde liegt, und sich deshalb auch für Familien mit Kindern zu einer kleinen Umrundung eignet.
Als nächstes Ziel steht der Königssee auf unserem Tagesprogramm. Schon bei der Anfahrt zum Ortsteil Schönau spüren wir, dass dieser See die absolute Attraktion im Berchtesgadener Land ist. Viele Touristen aus dem Fernen Osten bevölkern den Fußweg zur Anlegestelle, Souvenirläden bieten allerlei Folklore-Kram an.

Beim Blick auf den lang gestreckten See, der inmitten von steilen Felsen und dunklen Wäldern an einen norwegischen Fjord erinnert, verzaubert das smaragdgrüne Wasser die Besucher. Ein Dampfer legt ab und macht sich mit einer Schar von Urlaubern auf den kurzen Weg zur Wallfahrtskapelle St. Bartholomä, die nur mit dem Schiff erreichbar ist.
Viele Künstler haben die auf auf einer Halbinsel liegende Kirche mit ihren Pinseln auf Leinwänden oder Holz verewigt. Zahlreiche deutsche Heimatfilme haben sich mit dem Königssee beschäftigt, immer spielten Trompeten- oder Hornklänge eine Rolle, weil das Echo auf der Westseite des Sees die Besucher immer auf Neue aufhorchen lässt. Die Anziehungskraft des Königssees macht allerdings aus dem Naturschauspiel allzu oft einem Rummelplatz: Kehrseite einer allzu glitzernden Medaille.

Auf dem Weg über die Bundesstraße 305 in der Nähe von Marktschellenberg passieren wir ein Café-Restaurant namens Kugelmühle. Beim Stopp sehen wir nicht nur Leckereien für den Gaumen, sondern auch eine so genannte Kugelmühle. In ihr werden in freier Natur mit Wasserkraft kleinere Steinkugeln hergestellt. Einer Schautafel entnehme ich, dass zunächst aus größeren Marmorbrocken quadratische Brocken herausgeschlagen und behauen werden, danach werden die kleinen Stücke in einer speziellen „Mühle“ bearbeitet.
Unten agiert ein feststehender Schleifstein aus extrem hartem Sandstein, oben dreht sich eine Scheibe aus Buchenholz mit integriertem Rad aus Lärchenholz. Erstaunlich für mich als Laie ist die kurze Mahldauer, denn sie beträgt je nach Größe nur zwischen zwei und acht Tagen. Die Kugeln erhalten danach noch einen Feinschliff samt Politur und werden dann als Souvenir feilgeboten.