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Zeitgeschichte

Hölzerne Hüttenkirche als
Symbol des  Widerstandes 

In der Doppelstadt Mörfelden-Walldorf steht die hölzerne Hüttenkirche, die beim Widerstand gegen den Bau der Startbahn West eine zentrale Rolle spielte.

Neben der intensiv befahrenen Straße „Vitrolles-Ring“ zwischen den zwei Ortsteilen der Doppelstadt Mörfelden-Walldorf steht, versteckt in einem von Büschen und Bäumen umgebenen Gelände, eine hölzerne Kapelle, bekannt als Hüttenkirche. Diese Kapelle hat eine bewegte Geschichte hinter sich, und gilt seit Eröffnung am dritten Advent 1980 als Symbol des Widerstandes gegen die Zerstörung der Natur und den Ausbau des Frankfurter Flughafens. 

Gerade deshalb aber wirkt die Hüttenkirche heutzutage auch wie ein Relikt aus einer versunkenen Welt. Denn der gefräßige Moloch „Fraport“ hat mit einer weiteren Landebahn, der Errichtung der Frachtstadt Cargo City Süd und dem Bau des Terminals 3 weitere Natur vernichtet, ohne jedoch vergleichbaren Gegenwind wie damals hinnehmen zu müssen; was die  Bedeutung des Widerstandes gegen die Startbahn West besonders ins Licht rückt. 

Kelsterbach und Mörfelden-Walldorf sind Kommunen, die dem Frankfurter Flughafen am nächsten liegen, und vom Fluglärm startender und landender Maschinen – neben anderen umliegenden Gemeinden wie Flörsheim, Raunheim, Gräfenhausen, Worfelden, Neu-Isenburg, Frankfurt-Sachsenhausen – am stärksten vom Fluglärm betroffen sind.

Als Ende der Siebziger Jahre sich die Pläne des Frankfurter Flughafenbetreibers konkretisierten, eine Startbahn-Schneise in den Wald zu schlagen und riesige Waldflächen zu vernichten, formierte sich eine breite Protestbewegung. Im so genannten Flörsheimer Wald entstand auf der Trasse der geplanten Startbahn durch Aktivisten der Protestbewegung zunächst ein Hüttendorf, das schnell zum zentralen Punkt des Widerstandes wurde. 

In den Wald hineingepresst: Startbahn West. (Foto: Clipdealer)

Weil sich in unter den Protestierenden viele Menschen mit christlichem Hintergrund befanden, wurden in diesem Hüttendorf schon bald spontane Gottesdienste veranstaltet. Als der Winter nahte, entstand der Gedanke, für diese Andachten ein Dach über dem Kopf zu haben. In einem Beitrag des Fördervereins Hüttenkirche heisst es rückblickend:

Hier trafen sich nicht nur Gläubige beider Konfessionen, sondern auch  von den Kirchen Enttäuschte und Atheisten aus vielen Regionen Deutschlands zum Gottesdienst, wie die Webseite der Stadt Mörfelden-Walldorf berichtet. Knapp ein Jahr stand die von Handwerkern und anderen freiwilligen Helfern erbaute Kirche im Wald. 

Rettungsaktion

Als das Hüttendorf Anfang November 1981 von der Polizei geräumt wurde, stand auch die Hüttenkirche vor der Vernichtung. Doch es gelang schließlich mit Einverständnis der Behörden die Kirche zu retten. Handwerker demontierten die Hüttenkirche, zerlegten sie in ihre Einzelteile und lagerten sie zunächst auf dem Bauhof in Mörfelden.

Info-Tafel an der Hüttenkirche. (Foto: Signale/ES)

Bei den Evangelischen Kirchentagen in Hannover 1983 und Düsseldorf 1985 wurde die Hüttenkirche kurzzeitig aufgebaut, doch ihr endgültiger Erhalt war erst gesichert, als es nach langwierigen Verhandlungen zwischen der Kirchenverwaltung und der hessischen Landesregierung gelang, 1986 den heutigen Standort zwischen den Stadtteilen Walldorf und Mörfelden festzuzurren. Die Webseite der Stadt Mörfelden-Walldorf schreibt:

Verantwortlich für die auf Walldorfer Kirchengrund stehende Holzkirche sind die Kirchengemeinden Mörfelden und Walldorf, die schon vor Jahren dafür eigens einen Förderkreis gegründet haben.


PINNWAND: Mit der Zusatzquellen aus Frankfurter Tageszeitungen, Förderkreis Hüttenkirche, Stadt Mörfelden-Walldorf, Info-Tafel: Hüttenkirche am Vitrolles-Ring.