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„Illustrierte Filmbühne“ Teil
deutscher Kinogeschichte

Die „Illustrierte Filmbühne“ war die bekannteste Filmprogramm-Reihe nach dem Krieg in Westdeutschland. Bestseller war die Ausgabe über den „Förster vom Silberwald“.

Die „Illustrierte Filmbühne“ aus München war nach dem Zweiten Weltkrieg die bekannteste Programmreihe zur Begleitung von Filmen im Deutschland der Nachkriegszeit. Zweifellos ist die „IFB“ damit auch ein Stück deutscher Kulturgeschichte.  Programmhefte der „Illustrierten Filmbühne“ begleiteten viele Menschen über Jahrzehnte hinweg bei ihren Kinobesuchen, was einen ganz persönlichen Rückblick rechtfertigt. Der Preis für die kleinen Hefte betrug im Frühjahr 1947 „nur” 10 Pfennige, was jedoch nicht wenig war, denn ein Billett für die „Rasierstühle” in den ersten drei Reihen der Kinos war immerhin schon für 80 Pfennige zu haben. 

Zu vielen Filmen erwarb ich diese kleinen Illustrierten, die zu ständigen Begleitern meiner Jugend wurden. Manche dieser Hefte hob ich auf, andere warf ich weg oder sie gingen anderweitig verloren. Diese Nachlässigkeit war ein Versäumnis, das ich noch bereuen sollte, vor allem, als die „Illustrierte Filmbühne” (und andere Serien) zu begehrten Sammelobjekten wurden. Die vier-, sechs- oder später sogar achtseitigen Programmhefte boten viele Informationen, vor allem die Fotos gaben einen recht guten Eindruck von den Filmen, obwohl die Druckqualität häufig zu wünschen übrig ließ.

In vielen Farben

Die Grafiker des Verlages in München, wo der Verleger Paul Franke die Tradition des alten Berliner „Illustrierten Filmkuriers” nach dem Ende des Krieges fortsetzte, bemühten sich redlich, um mit dem von den Verleihern zur Verfügung gestellten Fotos, Inhaltsangaben und Besetzungslisten attraktive Hefte zu gestalten; gedruckt wurde überwiegend in Braun, aber auch Blau, Grün und Rot kamen zum Zug. Das lag daran, welche Farben in der Nachkriegszeit in den beauftragten Tiefdruckereien gerade vorrätig waren. Unabhängig von allen Widrigkeiten wurde die IFB zu einer Erfolgsgeschichte. In einem Katalog des Unucka-Filmverlages (Hebertsfelden), der seit einigen Jahren als Nachfolger des Franke-Verlages die Rechte an den Programmheften besitzt, heisst es dazu rückblickend:

Obwohl sich die aus „Filmkurier” und der in München erscheinen „Filmbühne” hervorgegangene „Illustrierte Filmbühne” also zur erfolgreichsten Nachkriegsserie gemausert hatte, geriet sie in ökonomische Schwierigkeiten, weil das Interesse für solche Heftchen beim Publikum aufgrund verschiedener Ursachen schwand.

Zwei Filmbühne-Heftel mit Stanwyck-Titeln. (Foto: Verlag Unucka)

Nicht nur das Fernsehen hatte Schuld an der Misere. Viele Filmproduzenten lieferten eine geradezu miserable Qualität ab und vergraulten das Publikum. Potenzielle Kunden vergnügten sich mehr und mehr im heimischen Pantoffelkino. Die Auswirkungen auf die „Filmbühne” waren deutlich spürbar. Denn wer sollte die Programmhefte noch kaufen? Der Absatz, der bei Spitzenfilme in die Hunderttausende gegangen war, begann jedenfalls kontinuierlich zu sinken. Deshalb wurden bald nur noch Programmhefte produziert, wenn klar war, dass wenigstens 5000 Exemplaren zu verkaufen waren. „Als auch dieses Ziel nicht mehr zu erreichen war”, wurde die Serie im Jahr 1969 mit der Ausgabe Nummer 8069 („Die Nichten der Frau Oberst, Teil 2”) eingestellt.

Andere Programmreihen

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass es in Deutschland viele andere Programmserien gegeben hat. Von 1919 bis 1945 den Berliner „Illustrierten Filmkurier” (BFK), der fast alle Filme erfasste, die in die Kinos kamen. Außerdem war zu dieser Zeit „Das Programm von Heute” verbreitet.

Nach dem Zweiten Weltkrieg gehörten „Film im Bild” und der „Illustrierte Filmkurier” zu den ersten Serien auf dem Markt. Die im hessischen Büdingen verlegte schmale „Filmpost” war eine Zeitlang auch recht erfolgreich, musste aber schon nach kurzer Blüte ihr Erscheinen einstellen. Als durchaus ernst zu nehmendes Konkurrenzprodukt der „Illustrierten Filmbühne“ kam dann  im Jahr 1950 „Das Neue Filmprogramm” (DNF) auf den Markt, wurde aber später vom Verlag Franke übernommen . In der DDR war das „Progress-Programm“ (vom gleichnamigen staatlichen Verleih) die einzige  Programmreihe, doch auch diese gibt es schon seit vielen Jahren nicht mehr.  Aber das ist eine andere (und eher politisch bedingte) Geschichte.