Kategorien
Natur

Rauschender Gundbach im Naturpark Mönchbruch

Die Überschrift ist irreführend, aber dem Titel eines deutschen Volksliedes und Heimatschnulze nachempfunden, die in den Fünfziger Jahren deutsche Lichtspielhäuser heimsuchte: Wo der Wildbach rauscht mit Walter Richter und Ingmar Zeisberg. Der real existierende Gundbach rauscht beileibe nicht, nimmt nur bei extremen Starkregen etwas Fahrt auf; das Bächlein plätschert eher gemächlich dahin, in heissen Sommermonaten sogar träge und dünn, bereichert gleichwohl auf seinem kurzen Weg das Naturschutzgebiet Mönchbruch. 

Wo kommt es her, das Bächlein? Genau genommen ist der Gundbach nur Teil jenes Baches, der drei Namen (Hengstbach, Gundbach, Schwarzbach) auf sich vereinigt und 40 Kilometer lang ist, wobei er die südhessischen Landkreise Offenbach und Groß-Gerau durchfliesst. Als Hengstbach entspringt er beim Dietzenbacher Ortsteil Hexenberg auf einer Anhöhe, die kaum diesen Namen verdient, schlängelt sich durch die Dreieicher Ortsteile Götzenhain, Dreieichenhain, Sprendlingen und Buchschlag bis an die Autobahn A 5 bei Zeppelinheim, schwenkt in Richtung Frankfurter Flughafen, um beim Frachtzentrum Cargo City Süd  (früher US-Airbase) den Weg in Richtung Walldorf einzuschlagen.

Von Walldorf-Nord an wird er Gundbach genannt und sein Weg führt vom Ortsrand sechseinhalb Kilometer in leichten Windungen entlang des Waldes, zum Jagdschloss Mönchbruch (samt Mühle) zwischen Mörfelden und Rüsselsheim. Der Bach passiert den Gundhof (einst Bauernsitz und Försterei, später und heute ein beliebtes Ausflugslokal) sowie das Gelände eines Geflügelzuchtvereins und einen Anglerteich westlich von Walldorf. Flora und Fauna umsäumen die niedrigen Böschungen zu beiden Seiten seit in den Achtziger Jahren dem Bach wieder freien Lauf durch die Wiesen ermöglicht wurde. 

Im Winter zeigt der Gundbach ein ungewohntes Gesicht. (Foto: Oliver Stör)

Zuvor gab es oft Übelriechendes, das in die Nase stieg, weil Abwässer des nahen Flughafens und der Airbase im Gundbach entsorgt wurden. Auch heute fließt noch Wasser aus der Frachtanlage „Cargo City Süd“ in den Bach, doch das wird zuvor in einer Kläranlage gesäubert. Die Umgebung des Gundbachs hat sich deshalb erholt. Alte Eichen, Erlen und Sumpfwald prägen im Mönchbruch-Naturschutzgebiet das Bild der Landschaft. In dem weitläufigen Gelände bewegen sich Eisvögel, Waldohreulen, Reiher und Störche. Sogar Kanadagänse mit Küken sind hier zu Hause, auch Rehwild lässt sich blicken. 

Gleichwohl bleibt viel zu tun. Umso erfreulicher, dass das Land Hessen ab 2020 Walldorf-Mörfelden bei der weiteren Renaturierung des Gundbaches organisatorisch und finanziell unterstützen will: beim Flächenmanagement, der Projektsteuerung und -planung sowie der organisatorischen Abwicklung der Maßnahmen vom Förderantrag bis zur Bauabnahme.

Träge fließt der Gundbach unter einer Holzbrücke dahin. (Foto: O. Stör)

Beim Jagdschloss Mönchbruch und der Mönchbruchmühle an der Bundestraße 486 fließt der Gund- mit dem Geräthsbach zusammen, er heisst nun Schwarzbach. Dessen Lauf führt durch Wald, Feldern und Äckern vorbei an Königstädten und Nauheim, danach südlich entlang der Ortschaften Trebur und Astheim. 

Am südlichen Zipfel von Ginsheim-Gustavsburg mündet der Bach in den Altrhein und nach wenigen hundert Metern erreicht dieser Nebenarm den Hauptfluss, womit ein kleiner Bach sein Ende findet, kurz bevor zwischen Mainz und Koblenz einer der schönsten Abschnitte des Rheins mit seinen Burgen, Weindörfern und Rebenhängen beginnt. Das Wasser des dünnen Bächlein endet später in der Nordsee.