Es ist Frühherbst und das Laub schimmert schon farbenfroh im fahlen Sonnenlicht. Die Zweige der Gebüsche biegen sich sanft im Wind. Eichen, Fichten, Tannen, Buchen, Lärchen und harte Felsbrocken säumen das Ufer eines lieblichen Sees, der vom italienischen Naturschutzbund wegen seiner hervorragenden Qualität hoch gelobt und bewertet wird. Das glasklare Wasser verdiene die Note 1 und sei extrem sauber, so heisst es; auch ein versehentlich genossener Schluck schade nicht. So soll es sein! Wir sind am Großen Montiggler See (italienisch: Lago Grande di Monticolo) und erfreuen uns an zauberhaften Bildern und einem Schilfgebiet, das idealer Brut- und Lebensraum für Sumpf- und Wasservögel ist.
Wer weiß es nicht? Südtirol bietet den Besuchern unterschiedliche Landschaften. Ob Vinschgau, Seiser Alm, Grödner Tal oder die dominanten Gipfel der Dolomiten: Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Und es ist oft Neues zu entdecken. Wie die Gegend südwestlich der Landeshauptstadt Bozen, wo die Winzer aus Eppan, Kaltern und Tramin fruchtige Weine keltern. Die Hügellandschaft wird als Überetsch oder Unterland bezeichnet und von der Etsch durchflossen.
Weniger bekannt als die Weinorte sind Großer und Kleiner Montiggler See. Sie liegen dicht beieinander in einem Waldgebiet inmitten des gleichnamigen Naturschutzgebietes. Ein Besuch, so unser Pensionswirt, soll besonders für geruhsame Spaziergänge geeignet sein. Genau das Richtige für nicht mehr ganz so junge Leute.

Wir sind von Girlan, einem südlichen Ortsteil der Großgemeinde Eppan, zu Fuß durch den Wald an den größeren der beiden „Tümpel“ gewandert, blicken auf tiefblaues Gewässer, 200 Meter breit und etwa 700 Meter lang. Spaziergänger, Radfahrer und ein einzelner Reitersmann benutzen den Uferweg, an dem sich kräftige Baumstämme mit hartem Felsgestein abwechseln. Doch keine Hektik, Gelassenheit ist angesagt, kein Gedränge, die Hochsommerzeit mit vielen Urlaubern ist vorbei.
Gemächlich begehen wir den Uferweg, entdecken an der südwestlichen Seekante ein kleines Schlößchen mit Giebeln und Spitzbögen, 1888 von einem gewissen Josef von Zastrow erbaut. Dem Deutschen gehörten damals die Grundstücke mit den beiden Montiggler Seen, ehe der Besitz nach seinem Tod mitsamt dem „Schlössl“ in das Eigentum der Gemeinde Eppan überging.
Wir erfahren vor Ort, dass rund um dieses Kleinod viele Künstler, vor allem Maler, arbeiteten, um das mittelalterliche Gebäude und den See auf Bildern zu verewigen. Heutzutage dient es meist als Fotomotiv, ist ansonsten geschlossen und wird nicht mehr genutzt. Als hübsches Motiv für Fotografen ist es indessen weiterhin beliebt.

Schwimmfreudige bewegen sich planschend im See, Ruder- und Paddelboote gleiten lautlos über die Wasseroberfläche. Im Restaurant geniessen wir entspannt Kaffee und Kuchen, dösen vor uns hin, ehe wir zu unserem Parkplatz in Girland zurückkehren, um den erholsam-freundlichen Nachmittag zu beschliessen. Kein gebrauchter Tag!
Nach zweieinhalb Kilometern um den Großen See kehren wir an den Ausgangspunkt zurück, werfen noch einmal unsere Blicke auf das beheizbare Schwimmbad „Lido“ mit seiner großen Liegewiese. Junge „Wasserratten“ nutzen freudig erregt die längste Rutsche Südtirols, vorausgesetzt sie sind schon 1,35 Meter hoch gewachsen – das ist (aus Sicherheitsgründen) die Vorschrift!