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Rotkehlchen, Blaumeise und ein Fremdling aus Amerika

Amsel, Drossel, Fink und Star und die ganze Vogelschar: Viele  Menschen können sich an das Kinderlied erinnern, das Hoffmann von Fallersleben (1798-1874) schrieb, weil er von den frühen Morgenstunden bis zum späten Abend ein lebhaftes Treiben in Hecken, Bäumen und Büschen beobachtete. Wer einen Garten besitzt, erlebt ein intensives Flattern und Fliegen von morgens bis abends, die ständige Suche der Vögel nach Futter (ihr Energieverbrauch ist erheblich), dazu ein Zwitschern und Pfeifen und manchmal auch ein Zetern und Schimpfen. Vogelwelten und Gartenerlebnisse anders als in den Schluchten der Großstädte.

Ein seltener Gast aus Nordamerika hat sich in unserem Garten verirrt. Wie aber hat er den Weg in unseren Garten gefunden, woher kommt er, wohin fliegt er? Auf einem Schiff den Atlantik überquert, als blinder Passagier im Jet mitgeflogen, einem privaten Haushalt entkommen, einem Tierpark entflogen? Fragen über Fragen, die wir nicht beantworten können. Gleichwohl ein Fremdling.

Ein Hausfink kam aus Amerika. (Foto: Oliver Stör)

Der Hausfink von dem wir reden, ist nach allgemeiner Ornithologen-Ansicht in Nordamerika (Kanada, USA und Mexiko) zu Hause, wo er stark verbreitet ist. Doch die Globalisierung scheint auch in der Vogelwelt zu gelten und der Trend zur Ausbreitung nach Europa nicht aufzuhalten, wie sonst käme der Hausfink in unseren Garten?

Ein ähnlicher Vogel namens Haussperling, den wir auch „Spatz“ nennen, treibt es bunt und frech, hockt sich auf die Terrasse, pickt emsig auf, was vom Tisch fällt und ist ohne Scheu. Doch der Spatz ist nur einer von vielen. Garten und nahes Unterholz sind bevölkert von Scharen anderer Vögel. Wer genau hinschaut, entdeckt Rotkehlchen, Blaumeisen und Bachstelzen. Auch Kohlmeisen, Goldammer, Girlitze und Stiglitze machen Besuche; neuerdings sind Elstern ständige Gäste im eigenen und Nachbars Garten.

Mauersegler sind vielerorts selten geworden. (Foto: Oliver Stör)

Mauersegler sind dagegen nur noch selten zu sehen. Noch vor einigen Jahren tummelten sich Hunderte in den Lüften, stürzten sich im wildem Flug der Abenddämmerung auf ihre Insektenopfer. Die Flugkünstler bauen ihre Nester immer nah an menschlichen Behausungen, gerne in Mauerspalten oder in Gauben von Häuserdächern. Bei uns im Gebälk waren sie jahrelang gern gesehene »Untermieter«, haben sich indessen schon einige Zeit nicht mehr blicken lassen.

Die eigenartig anmutenden Vögel verbringen ihr Leben in der Luft, abgesehen von den Ruhepausen in den Nestern. Weil sie am Boden hilflos sind, streifen sie monatelang durch die Lüfte, schlafen und paaren sich auch im Flug. Wo sind sie geblieben?

Rotkehlchen als Gartengast. (Foto: Oliver Stör)

So bunt und lebendig diese Vogelwelt auch ist, auf eine Art wäre leicht zu verzichten: die Tauben. Einst war es nur ein Pärchen Ringeltauben, das es sich bei gelegentlichen Aufenthalten im Garten gut gehen ließ, inzwischen sind es Scharen von lästigen Stadttauben, die sich vom Dach, über Balkone bis zu Terrassen niederlassen und ihren Schmutz hinterlassen. 

Die Vögel von Alfred Hitchcock lassen grüssen. Alles hat seine zwei Seiten.