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Natur

Rostiges Königsbrünnchen
am „Vierwaldstätter See“

An das eisenhaltige Wasser des Königsbrünnchens, das aus dem eingefassten Erdloch sprudelt, und den „Vierwaldstätter See“ im Frankfurter Stadtwald erinnern mich vor allem die Jugendjahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges. Wenn die Eltern mit uns Kindern einen Sonntagsausflug machten, stand die Fahrt mit der Straßenbahn aus Sachsenhausen zur Oberschweinstiege oft genug auf dem Programm, verbunden mit einer Brotzeit in der Waldgaststätte. 

In Wintermonaten – meist so kalt, dass der Weiher zufror – , spielten wir dort so eine Art Eishockey, wobei es weder Spielscheibe, noch Schläger oder entsprechendes Schuhwerk gab. Unser Pucks waren Dosen verschiedenster Art, als Schläger benutzen wir knüppeldicke Äste aus dem nahen Wald, auf zerschlissenen Straßenschuhen rutschten wir jauchend über das  Eis. Erwachsen geworden dienten Weiher und seine Umgebung der gemächlichen Erholung oder dem romantischen Flirt mit angehimmelten Damen; die Besuche wurden im Berufsleben seltener, obwohl die Ausgangspunkte von der Sachsenhäuser Warte oder Louisa und Lerchesberg-Siedlung fußläufig nicht allzu weit sind.

Und heute? Strahlender Sonnenschein als lockende Versuchung. Zuerst das Königsbrünnchen im Visier. Schon Jahrhunderte lang quillt hier das mit Eisenoxidhydrat angereicherte Wasser aus der Erde, doch eingefasst wurde das Sprudelnde erst Ende des 19. Jahrhunderts, wobei vier Quellen zu einer vereinigt wurden. Und noch immer  – wie bei meinen früheren Besuchen – sucht sich das Wasser seinen Weg durch das Felsgestein, das rötlich-braun gefärbt ist. Schwefelwasserstoff erzeugt an manchen Tagen einen Geruch von faulen Eiern, wer mutig genug ist, um sich mit einigen Tropfen zu laben, schmeckt Eisen…

Das Königsbrünnchen nahe des Jacobi-Weihers. (Foto: Imago-Zoonar / Volker Rauch)

Nur einige hundert Meter trennen Brunnen und „Vierwaldstätter See“, der im Frankfurter Volksmund so genannt wird, weil er (angeblich) im Zentrum der Stadtteile Niederrad, Oberrad, Sachsenhausen sowie der Stadt Neu-Isenburg liegt. Verbürgt ist das nicht, eher spielt die Form des Schweizer Vorbildes bei Luzern eine Rolle; beide ähneln grob betrachtet einem länglichen Schraubenschlüssel.

Offiziell ist der kleine See jedoch nach dem Förster Hans Bernhard Jacobi benannt, der Anfang der Dreissiger Jahre von der Stadtverwaltung beauftragt worden war, durch das Stauen des Königsbaches (auch: Luderbach) ein Rückhaltebecken anzulegen, um zu vermeiden, das die Keller in Sachsenhäuser Bürgerhäusern überflutet wurden.

Lärm stört die Stille

Es ist nicht immer beschaulich im großen Frankfurter Stadtwald, der sich südlich der pulsierenden Stadt von Oberrad bis Schwanheim hinzieht, Das Waldstadion liegt am Rande, Menschenmassen strömen bei großen Ereignissen über Waldwege; startende und landende Flugzeuge lärmen über den Wipfeln der Bäume. 

Verwunschene Ecke des Jacobi-Weihers im Frankfurter Stadtwald. (Foto: Signale/ES)

Der Weg entlang des Ufers bietet schöne Blicke auf das grünlich schimmernde Wasser des „Vierwaldstätter Sees“, der an manchen Ecken allerdings eher einem Tümpel gleicht. Vögel picken Körner aus Erde und Wasser, Insekten summen durch die flirrende Luft; Menschen schlendern lässig am Ufer entlang, betrachten auch einige „komische“ Kunstwerke, die hier ihren Platz gefunden haben, an einer Seite des Jacobi-Weihers ist ein Rednerpult zu sehen, von dem aus gepredigt werden kann, Platz für Zuhörer gibt es reichlich. Die Gaststätte  bietet Speis’ und Trank. Am „Vierwaldstätter See“ lässt sich gut verweilen.