Wer über das Fernseh-Drama Unruhe um einen Friedfertigen schreibt, muss sich zuerst kurz mit dem Vorlagengeber beschäftigen. In Person von Oskar Maria Graf (1894-1967), einem Schriftsteller mit bewegtem Leben, aus schwierigen familiären Verhältnissen aus Berg am Starnberger See stammend, gelernter Bäcker, nach München geflüchtet, um seinem brutalen Bruder zu entkommen, Anarchist zunächst, aber auch bekennender Pazifist. Sein Leben lang bayerisch verwurzelt und der Lederhose als Kleidungsstück huldigend, von den Nazis erst übersehen, dann verfolgt und ins US-Asyl getrieben, wo er erst nach langem Aufenthalt (1957) die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt.
Graf hat geschrieben und geschrieben, nicht nur Romane und Erzählungen; hat sich geäußert auch zu Tagesaktuellem. Zu seinen bekanntesten Werken zählen „Der Abgrund“ (1936) und „Anton Sittinger“ (1937), in denen er klarsichtig die sich gegenseitig befruchtenden Rollen von spießigem Kleinbürgertum und Faschismus aufzeigt.
Zu seinem politisch-literarischem Nachlass gehört der nach dem Zweiten Weltkrieg (1947) erschienene Roman Unruhe um einen Friedfertigen, den ich vor langem gelesen, aber nur bruchstückhaft erinnere in den Details, und der jetzt – knapp 80 Jahre später – in bewegte Fernseh-Bilder umgesetzt wird.
Ein Schuster in Auffing
Um was geht es? Oskar Maria Graf erzählt die beklemmende und berührende Geschichte des freundlichen Schuhmachers Julius Kraus. Ohne eigenes Zutun gerät der zurückhaltende Schuster in die aufregenden politischen Ereignisse zwischen Ende des Ersten Weltkrieges 1918 und der Machtergreifung Hitlers 1933 – und erlebt die Zerrissenheit der dörflichen Gemeinschaft von Auffing am eigenen Leib.
Dem schleichenden Gift, das vor sich hin köchelt, wenn im Wirtshaus politisiert wird, Freundschaften zerbrechen, Familien sich entzweien und oft genug fliegende Fäuste die fehlenden Argumente ersetzen, kann er sich nicht entziehen. Als ihm aus den USA eine Erbschaft zufällt und seine jüdische Herkunft bekannt wird, wird Kraus im Dorf zum Außenseiter.
Josef Hader in der Hauptrolle
Im Spätsommer und Herbst 2024 wurde in Bayern und Salzburger Land gedreht, die Rolle des Schusters Kraus spielt der in Deutschland beim Publikum wenig bekannte, in Österreich aber hoch angesehene und vielseitige Josef Hader, Kabarettist, Autor, Schauspieler und Regisseur von hohen Graden.
Die Regie des Zweiteilers führt Matti Geschonneck, der Dramen wie „Die Wannseekonferenz“ und „Unterleuten“ in Szene gesetzt hat, das Drehbuch schrieb Hannah Hollinger, die Kameraarbeit leistet Theo Bierkens. Außer Hader posieren Darsteller wie Verena Altenberger, Sebastian Bezzel und Helmfried von Lüttichau.
PINNWAND: Unruhe um einen Friedfertigen ist eine Produktion der „Claussen+Putz Filmproduktion“ in Koproduktion mit Film AG Produktion im Auftrag von ZDF und ORF. Ein Sendetermin steht noch nicht fest, wird aber für Ende 2025 prognostiziert.