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Strauss-Denkmal erinnert an verschollene Fledermaus

Bei meinem letzten, schon länger zurück liegenden Besuch in Wien, war es Pflicht, außer den „üblichen” Sehenswürdigkeiten wie Stephansdom, Rathaus, Hofburg, Burg-Theater, Staatsoper und verschiedene Museen auch den Stadtpark aufzusuchen. Dort stehen Denkmäler von Komponisten, die in der Walzer- und Musikstadt eine Rolle gespielt haben: unter anderen Franz Lehár, Franz Schubert, Anton Bruckner, Robert Stolz. Ein besonderer Blickfang ist die Statue von Johann Strauss (1825-1899), der als Walzerkönig von Wien vor allem durch die Operette Die Fledermaus Weltrum erlangt hat, aber mit unzähligen anderen leichtfüßigen Kompositionen die Herzen der Menschen eroberte.

Das Denkmal, entworfen von Edmund Hellmer, wurde 1921 enthüllt, wobei die Wiener Philharmoniker den von Johann Strauss (Sohn) komponierten Ohrwurm An der schönen blauen Donau spielten. Die Figur aus vergoldeter Bronze auf einem Marmorsockel zeigt den Walzerkönig als geigenden Musikus vor einem mit Blättern verzierten Marmorbogen.

Johannes Heesters berichtet

Als ich vor dem vergoldenen Herrn Strauss stehe, erinnerte ich mich an die abenteuerliche Geschichte um den Film Die Fledermaus aus den Jahren 1944/45, die Hauptdarsteller Johannes Heesters bei einer Pressevorführung im Januar 1950 den Frankfurter Journalisten erzählt hatte. Nach Heesters Angaben hatte die Terra-Filmgesellschaft ein Jahr vor Kriegsende damit begonnen, in Prag und Berlin die Strauss-Operette zu verfilmen, konnte aber wegen der sich überschlagenden Kriegsereignisse den Film nicht mehr fertigstellen.

Nahaufnahme von Johann Strauss (Sohn) im Wiener Stadtpark. (Foto: Clipdealer)

Das Chaos in Berlin sowie die verheerenden Luftangriffe auf die Hauptstadt hatten ein kontrolliertes Arbeiten nicht mehr zugelassen. Anderen Produktionsfirmen war es nicht anders ergangen. Viele Filme verschwanden, waren nur teilweise bearbeitet oder nicht mehr zu gebrauchen. Auch Die Fledermaus (unter der Regie von Geza von Bolvary spielten Heesters, Marte Harell, Will Dohm, Willy Fritsch und Siegfried Breuer die Hauptrollen) galt als verschollen.

Unter Trümmern im Schnee

Heesters berichtete, die Cutterin Alice Ludwig, die bis zum Kriegende an einzelnen Szenen gearbeitet hatte, habe nie die Hoffnung aufgegeben, die bereits geschnitten Teile wieder zu finden und den Film zu retten. Tatsächlich habe sie im Winter 1945/46 bei Aufräumungsarbeiten in den Babelsberger UfA-Ateliers in Trümmern und unter dicken Schneebergen vergraben, Rollen des Films sowie Negativmaterial entdeckt. Nachdem sie den Fund gemeldet habe, sei sie von der gerade im Aufbau befindlichen ostdeutschen DEFA angewiesen worden, den Film fertigzustellen.

In der sowjetischen Besatzungszone kam die Operette bald darauf zur Aufführung. Danach wurde der Film von der russischen Verleihorganisation „Sovexport“ übernommen und in die USA transferiert, wo er längere Zeit und erfolgreich am New Yorker Broadway in New York lief. Erst 1949, und noch vor Gründung der Bundesrepublik, erteilte die „Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft“ (FSK) in Wiesbaden die Freigabe für die Amerikanische Zone. Es dauerte dann noch einige Monate, ehe der Film Ende Februar 1950 im Frankfurter Filmpalast seine westdeutsche Erstaufführung durch den Lloyd-Filmverleih erlebte.