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Große Saarschleife zieht Millionen in ihren Bann

Abschied vom Alltagsstress! Aus dem geschäftig-hektischen Ballungsgebieten muss der Erholungsuchende oft nur einen kleinen oder mittleren Tagesausflug unternehmen, um reizvolle Gegenden, Burgen, Schlösser oder Naturlandschaften zu entdecken. Die liegen oft vor der Haustür und sind mit dem Automobil, gegebenenfalls auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu erreichen. 

Wasserkurven können ein lohnendes Ziel sein. Ein Bericht der „Saarbrücker Zeitung“ erinnerte mich daran, dass ich in den vergangenen Jahren die Rheinschleife bei Boppard, Moselkehren bei Bremm und Trittenheim sowie die Große Saarschleife bei Mettlach besucht hatte, um mich an der Schönheit der dortigen Flussverläufe zu erfreuen. In Boppard blickte ich allerdings nicht von aussen auf den Rhein, sondern befand mich auf einem Schiff der weißen Flotte inmitten des Flusses. Dieser eingeschränkte Blickwinkel war weniger aufregend als die Ansicht von außen. In Bremm und Trittenheim sowie im saarländischen Mettlach sah ich die Wasserkurven aus weiterer Entfernung, was ein anderes Gefühl für den Fluss vermittelte. 

Der Zeitungsbericht hatte mir ins Gedächtnis zurückgerufen, wie ich vor zehn Jahren von Trier (älteste deutsche Stadt und von den Römern gegründet) ins nahe Saarland gefahren war, wo sich bei Orscholz das Wasser der Saar in einer riesigen Schleife seinen Weg durch die felsige Natur bahnt. Von der Aussichtsplattform „Cloef“ blickte ich auf die imposante Flussbiegung (ein Postkarten-Motiv außergewöhnlicher Art) und sah eine Naturschönheit erster Klasse. 

Der Umweg

Von oben ahnt man nur, dass die Schleife hinter dem Merziger Ortsteil Besseringen beginnt und in Mettlach endet. Die Orte liegen noch nicht einmal zweitausend Meter Luftlinie auseinander, doch der Fluss muss einen fast zehn Kilometer langen Umweg machen, um das in Millionen Jahren entstandene Hindernis zu umfließen.

Als Aushängeschild des Saarlandes waren Politiker und andere „hochgestellte Herrschaften“ schon immer bemüht, sich an der „Cloef“ ablichten zu lassen. Sie mögen nachsichtig sein, wenn sie von mir nicht namentlich erwähnt werden. Eine Ausnahme sei bei Friedrich Wilhelm dem IV., König von Preußen, erlaubt. Zeitungen sollen 1856 berichtet haben, dass „Allerhöchstderselbe ganz entzückt war über die herrliche Aussicht, die sich vor Seinen Blicken entfaltete.“ 

Baumwipfelpfad und Aussichtsturm, (Foto: Imago/Becker & Bredel)

Der Aussichtspunkt „Cloef“, von welcher der Herr König mit Gemahlin Elisabeth die Aussicht auf die Saarschleife genoss (und ich vor zehn Jahren ebenfalls), besteht bis heute, aber der Blick auf den Fluss lässt sich inzwischen aus einem anderen Blickwinkel erleben. Seit 2016 ragt rund 180 Meter über der Flussniederung ein hochmoderner Bau in den Himmel, ein Hotspot für Hobby- und Profi-Fotografen. Die 42 Meter hohe, gewundene Holzplattform ist letzte Station eines „Baumwipfelpfades“ (Länge: 1250 Meter), der vom Ausgangspunkt in Orscholz nach oben führt. Wer den Holzsteg zwischen dem Geäst von Buchen, Eichen und Douglasien benutzt, wandert stets leicht ansteigend, aber barrierefrei zur Plattform. 

Lockende Natur-Versuchung

Fünf Jahre nach Eröffnung wurde 2021 der einmillionste Gast gezählt; bei einen happigen Eintrittspreis von 11,50 Euro pro Person (Stand: 2022) schon erstaunlich, zumal es ja die Alternative „Cloef“ gibt. 4,7 Millionen Euro wurden in den Bau des Waldpfades und des Aussichtsturms gesteckt, eine Investition, die von kritischen Stimmen begleitet wurde, aber sich mehr und mehr auszahlt. Die Große Saarschleife bleibt verlockend…