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Südtirol

Altes Schloss und kleines Dorf Namensgeber für Tirol

Viele Jahre haben wir in Südtirol verbracht, jedes Mal sind wir von Meran aus mit Bus oder Sessellift nach Dorf und Schloss Tirol gefahren, manchmal auch zu Fuß von Algund aus (über teils steile Passagen) nach oben gewandert. Mittelalterliche Burgen dieser Art waren und sind allerdings nicht mein Ding, sind doch die Herrscher jener Epoche mit ihren Untertanen nicht gerade zimperlich  verfahren, wenn es darum ging, sich auf Kosten kleiner Leute zu bereichern. 

Das Schloss mit seiner wechselvollen Geschichte ist gleichwohl der wichtigste Anziehungspunkt für das Dorf. Die Ortschaft, wie hingeworfen auf hügeligem Gelände und weit verstreut, ist eine Ansammlung von Gebrauchsbauten, wenn man von den exklusiven Hotels und den Ansitzen adliger Herren absieht. Die ursprünglichen Gebäude dienten den „Bediensteten“ der gräflichen Familien als Unterkunft oder waren (und sind) Bauernhäuser, die der Versorgung der hochgestellten Herrschaften dienten, inzwischen umfunktioniert zu Ferienhäusern und Pensionen. Gerade diese Mischung macht aus Dorf Tirol eine Perle.

Fährt der Besucher mit dem Bus vom Meraner Kurhaus nach Dorf Tirol, landet er fast mitten im Ortskern. Lässt er sich mit dem Sessellift nach oben gondeln, muss er von der Bergstation aus noch ein gutes Stück Weges die sanft ansteigende Straße bewältigen, was für Ältere durchaus anstrengend sein kann. Der Aufstieg auf Schusters Rappen ist auf jeden Fall beschwerlich.

Dorfstraße mit Kirche. (Foto: Lorenza62/Shutterstock.com)

Am östlichen Ortseingang wird der Tourist inmitten von Obstwiesen und Weinreben vom 2003 eröffneten „Burglehenpark“ empfangen. Auf der Blumenwiese, auf der früher oft Gleitschirmflieger landeten, wurde dieser Park mit Naturteich angelegt. Für Kinder gibt es einen Spielplatz, auf dem das stählerne Spielpferd „Jakob“ steht, das vom Südtiroler Künstler Franz Messner konstruiert und von ihm allen Kindern dieser Erde gewidmet wurde.

In Richtung Zentrum gehend, wird der örtliche Minigolf-Platz passiert, auf der wir so manche vergnügliche Runde drehten, ehe das Flanieren in der Fußgängerzone beginnt. Kleine Geschäfte mit Südtiroler Spezialitäten, aber auch modernen Accessoires, das Tourismusbüro, gemütliche Imbisse und Restaurants prägen das Bild, genauso wie anderswo auch. Sogar einen Reisbrei haben wir hier in einer Milchbar zu uns genommen. In den Cafés lässt man sich den Cappuccino oder Espresso munden, wir haben oft auf der Terrasse eines Hotels gesessen und den Blick ins Etschtal genossen. 

Beginn (oder Ende) des Falkner-Weges. (Foto: Lorenza62/Shutterstock.com)

An dieser Terrasse vorbei führt der ein Kilometer lange Falkner-Weg, der   von dem im Ort lebenden Nordtiroler Hans Norman Falkner (1906-1988) angeregt wurde. Nach seinen Vorstellungen wurde diese Promenade, die von der Tankstelle am Ortseingang bis zum westlichen Ortsrand führt, mit mediterranen Sträuchern und Bäumen bepflanzt, darunter Zypressen, Palmen, Olivenbäume und Rosmarin. Der Blick von der eigens eingerichteten kleinen Aussichtsplattform ins Meraner Becken und in den Vinschgau ist bei gutem Wetter eine Augenweide.

Schlendert der Besucher mit wachen Augen durch das Dorf – vorbei an komfortablen Hotels oder schlichten Pensionen – verstärkt sich das Gefühl eines angenehmen Tages. Wo es steiler wird, prägen Alpenblumen und Nadelwälder die Umgebung. Vom Dorfende führt eine Seilbahn auf 1361 Meter Höhe, dort sind auch die Muthöfe zu finden, die zu den ältesten der Meraner Gegend zählen. Der Meraner Höhenweg und der Vellauer Felsenweg sind von der Bergstation nur einige Schritte entfernt: Wanderungen in die Texel-Gruppe nehmen hier ihren Anfang. Auch ein Aspekt, der Dorf Tirol seine Anziehungskraft verleiht, abgesehen vom Schloss natürlich, das um 1100 errichtet wurde. 

Blick auf Schloss Tirol vom Ortsende aus. (Foto: ES/Signale)

Das Schloss erlebte unter Margarete Maultasch, Gräfin von Tirol,  im 14. Jahrhundert seine Blütezeit. Nach ihrem Rücktritt und der Verlegung der Regierung nach Innsbruck sowie weiteren politischen Veränderungen begann der langsame Verfall des Schlosses, es wurde teilweise geschleift und sogar als Steinbruch genutzt. Nach den Kriegswirren mit Napoleons Truppen und Bayern kaufte es 1816 die Stadt Meran und schenkte es Kaiser Franz. 

Nachdem das Schloss gegen Ende des 19. Jahrhunderts im neugotischen Stil restauriert worden war, wurde es der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel es an den italienischen Staat und wurde 1974 an die Autonome Provinz Südtirol übergeben. Das Südtiroler Landesmuseum für Kultur- und Landesgeschichte hat seit 2003 dort seinen Sitz, was auch für den nötigen Besucherstrom sorgt.