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Stadtbesuch

Gestrandet im idyllischen Rothenburg ob der Tauber

Wegen einer Panne muss ich die Anreise zu einer Sportveranstaltung in Dinkelsbühl unterbrechen und Station in Rothenburg ob der Tauber machen. Nachdem die Formalitäten in der Auto-Werkstatt erledigt sind, begebe ich auf Schusters Rappen in den alten Stadtkern, in dem ich drei interessante Stunden verbringe. Ich habe Glück, in einer der schönsten Städte Deutschlands gestrandet zu sein.

Burgen- und Romantische Strasse kreuzen sich in Rothenburg, was dem touristischen Image der Stadt, nahe an der Grenze zwischen Bayern und Baden-Württemberg, einen zusätzlichen Schub verleiht. An manchen Tagen wird die Stadt von Besuchern überschwemmt, auch in diesen herbstlichen Nachmittagsstunden sind die Straßen belebt, aber nicht überfüllt. „In Rothenburg ist das ganze Jahr über Saison“ versichert mir die Bäckersfrau beim Brötchenkauf.

In der Altstadt schmiegen sich Fachwerkhäuser eng aneinander. Am Marktplatz stürzt ein malerisches Bild auf mich ein, der Blick schweift umher, gleichzeitig sehe ich Menschentrauben, die in die Stadt einfallen. Asiatische Fachwerk-Liebhaber sind ebenso darunter wie Pauschalreisende. Ein Bus hat Norddeutsche in die Idylle entlassen. Gemeinsam mit mir schlendern sie über das Kopfsteinpflaster enger Gässchen, fotografieren mit Smartphones liebevoll verzierte Patrizierhäuser, kaufen Souvenirs aller Art. 

„Stadterklärer“ mit einer lauschenden Touristengruppe. (Foto:. Imago/Imagebroker)

Andere sitzen in gemütlichen Restaurants, Trinkstuben oder Straßencafés, lassen sich Kaffee und Kuchen munden, trinken ein Gläschen Wein. Die Fremdenführer reden sich die Münder fusselig, um ihren Gästen die Geschichte der Stadt nahezubringen. Vergebliche Liebesmüh’ denke ich, denn wenn die Touristen auf der Heimfahrt in den Bussen sitzen, werden sie das meiste wieder vergessen haben. Kein Wunder bei den detailreich vorgetragenen Hintergründen einer Stadtwerdung. Mir wird es nicht anders gehen, wie ich aus Erfahrung anderer Städtereisen weiß…

Was wird in Erinnerung bleiben? Vor allem die befestigte Stadtmauer, die zum Teil begehbar ist. Sie wird von zahlreichen Türmen und Toren zusammengehalten, was dem Bauwerk ein kantenreiches Gesicht gibt und von langer mittelalterlicher Geschichte zeugt. Auch das wuchtige Rathaus, dessen 60 Meter hoher Turm von einem gotischen Unterbau getragen wird, sowie das daneben angepflanzte barocke Gebäude mit Gewölbe und einer Renaissance-Fassade bleibt haften. 

Das Plönlein-Ensemble. (Foto: Sina Ettmer/ stock.adobe.com)

Noch mehr gefallen hat mir das Plönlein, nicht weit entfernt vom Marktplatz. Das meistfotografierte Objekt in Rothenburg besteht aus einen Ensemble aus gelbem Haus, Brunnen und zwei alten Türmen der Stadtmauer. Linkerhand der Siebers-, rechts der Kobolzeller, vom dem der Weg ins Taubertal führt. Beim Rundgang fragt jemand, was der Begriff Plönlein bedeutet, und der Stadtführer erklärt, der Name stamme aus dem Lateinischen und bedeute nicht anderes als „Kleiner Platz am Brunnen“.

Das Fachwerkhaus am Plönlein ist jenes Altstadtmotiv, das in der ganzen Welt bekannt ist, wahrscheinlich millionenfach in Schwarz-Weiß auf alten Zelluloid-Filmen und farbig-bunt auf modernen Datenträgern festgehalten. Die Architektur des Ensembles wird von Künstlern und Designern benutzt, wenn typische mittelalterliche Kulisse darzustellen ist. Auch in Filmen ist das Plönlein über die Jahrzehnte hinweg aufgetaucht.

Entspannung nach der Stadtbesichtigung. (Foto: Stefano Ember/ Shutterstock.com)

Rothenburg hat noch andere Sehenswürdigkeiten, die ich aus Zeitmangel nicht aufsuchen konnte. Zum Beispiel das Kriminalmuseum, bedeutendstes Rechtskundemuseum der Bundesrepublik. Im RothenburgMuseum werden kunsthistorische Kostbarkeiten präsentiert. Das Handwerkerhaus  und das Toppler-Schlösschen, in dem im Mittelalter ein Bürgermeister gleichen Namens residierte, sind weitere interessante Gebäude, ebenso wie das Weihnachtsmuseum des „Weihnachtsdorfes“ von Käthe Wohlfahrt, in dem die Historie des Christfestes wider gegeben wird. Anziehungskraft übt auch die St.-Jakobs-Kirche mit ihrem Heilig-Blut-Altar von Tilman Riemenschneider aus. 

Will der Besucher In Rothenburg alles erforschen, alles sehen, alles genießen, ist ein mehrtägiger Aufenthalt sinnvoll. Zwei bis drei Stunden reichen nur für einen oberflächlichen Eindruck. Der kurze Aufenthalt allerdings macht Appetit auf mehr…