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Zeitgeschichte

Rätselhafter Sechsfachmord auf Einödhof Hinterkaifeck

Auf dem Einöd-Bauernhof Hinterkaifeck in der Nähe von Schrobenhausen wurden am Abend des 31. März 1922 sechs Menschen brutal ermordet, darunter zwei Kinder. Als Tatwaffe gilt eine auf dem Bauernhof vorhandene Hacke, ein landwirtschaftliches Werkzeug, das als Reuthaue bekannt ist. Bis auf den heutigen Tag steckt dieses Verbrechen voller Rätsel. Obwohl es zahlreiche Verdächtige gab, konnte dieser brutale Massenmord nicht aufgeklärt werden. Eine entscheidende Rolle bei der Nichtaufklärung dürfte gespielt haben, dass viele der technischen Hilfsmittel fehlten, die heute zum täglichen Handwerkszeug der Polizei gehören. Kein Wunder jedenfalls, dass sich zahlreiche Spekulationen um den Fall ranken.

Mordopfer waren der 63 Jahre Bauer Andreas Gruber, seine Ehefrau Cäzilia Gruber, die 35 Jahre alte verwitwete Tochter Viktoria Gabriel, deren Kinder Cäzilia (sieben Jahre alt) und Josef (zweieinhalb Jahre alt) sowie die ledige Dienstmagd Maria Baumgartner, die gerade erst ihren Dienst angetreten hatte.

Über den Fall und die Hintergründe der Morde gibt es zahlreiche Veröffentlichungen. Inzwischen hat sich die Meinung durchgesetzt, dass es sich keineswegs wie anfangs vermutet um einen Raubmord gehandelt hat, sondern persönliche Rachemotive eine Rolle spielten. Nach heutigem Verständnis wurden die Untersuchungen nicht mit letzter Konsequenz geführt.

Der Journalist Peter Leuschner, der über das ländliche Drama mit sechs Todesopfern ein dokumentarisches Buch veröffentlicht hat, schreibt dazu:

„Kripo wie Staatsanwaltschaft (hatten) bei ihren schwierigen Ermittlungen kaum Glück und oft auch keine glückliche Hand.“

Es würde zu weit führen, hier alle Details und alle Verdächtigen des spektakulären Falles zu benennen. Für Interessierte gibt es dazu ausreichend Literatur. Zu empfehlen sind das Standardwerk von Peter Leuschner („Hinterkaifeck – Deutschlands geheimnisvollster Mordfall“ aus dem Apus-Verlag) sowie zwei private Webseiten. („Mordfall Hinterkaifeck“), die sich intensiv und ausführlich mit den Vorgängen auf der oberbayerischen Einöde befassen. Abgesehen davon gibt es immer wieder Untersuchungen und neue Theorien zum Mordfall.

So sieht das wahrscheinliche Mordwerkzeug aus. (Foto: Bennian1/stock. adobe.com)

Im Jahr 2007 haben zum Beispiel bayerische Polizeischüler in einer akribischen Untersuchung den Fall aufgearbeitet. Die Gruppe kam auch zu einem Ergebnis und schlußfolgerte aus ihren Untersuchungen, wer als Täter in Betracht kam. Wegen des letzten fehlenden Beweises sowie mit Rücksicht auf die Nachkommen, wurde  der Name jedoch nicht veröffentlicht. 

Einer Schweizer namens Adolf Köppel hat den Fall fünf Jahre lang ebenfalls untersucht. Er vertritt die Theorie, der Bauer Josef Gruber selbst habe die Tat begangen. Gruber habe zunächst fünf der Menschen umgebracht, und sei erst einige Tage später selbst ums Leben gekommen. Doch auf welche Art, konnte auch Köppel nicht schlüssig belegen. So bleibt auch diese Veröffentlichung eine kühne Spekulation wie so viel andere, die sich nie belegen ließen.

Medien

Natürlich beschäftigen sich auch die Medien immer wieder mit dem Fall. Von zahlreichen Zeitungsberichten inspiriert, schrieb Andrea Maria Schenkel das Buch Tannöd (Nautilus-Verlag). Dieser Roman ist von Schenkel in die Fünfziger Jahre transferiert worden und spielt in Gegensatz zum wahren Geschehen im fiktiven Tannöd. Peter Leuschner sah in dem Buch ein Plagiat seines Textes, reichte eine Klage gegen Schenkel ein, doch wurde diese von zwei Gerichten abgewiesen.

Schenkels Roman aus 2006 diente dann der Schweizer Regisseurin Bettina Oberli als Vorlage für den gleichnamigen Film. Kinostart war am 19. November 2009. Das Drehbuch schrieb Petra Lüschow, die Hauptrollen spielen Julia Jentsch, Monica Bleibtreu und Volker Bruch.

2007 produzierte der Norddeutsche Rundfunk (NDR) ein 70 Minuten langes Hörspiel des Romans „Tannöd“. Am 25. September 2008 feierte „Tannöd“ dann als Bühnenstück seine deutsche Erstaufführung im Stadttheater Fürth. Außerdem wurde der Mordfall im Jahr 2009 von der Regisseurin Esther Gronenborn in dem Mysterythriller „Hinter Kaifeck“ (mit Benno Fürmann und Alexandra Maria Lara) verarbeitet,

(Letztes Update 15. März 2022).