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Hollywood

George Gershwin komponiert eine blaue Rhapsodie

George Gershwin schrieb im Jahr 1924 die Rhapsodie in Blau. Sie war ein Meisterwerk konzertanter Jazzmusik. Der Komponist starb 1937 im Alter von nur 39 Jahren. Beim Stöbern im iTunes Store von Apple stieß ich kürzlich auf diese Komposition. Das weckte Erinnerungen an den Warner-Film, den ich vor Jahrzehnten in Frankfurt am Main gesehen hatte. 1945 hatte der bekannte Hollywood-Konzern den Film auf den Markt gebracht und damit dem Komponisten ein filmisches Denkmal gesetzt.

Ich sah den Film damals in den Harmonie-Lichtspielen in Sachsenhausen. Mir war der Inhalt zu sentimental, in einigen Passagen wirkte er kitschig. Seine Vorzüge liegen in der Gershwin-Musik  und der Darstellung zeitgenössischer Atmosphäre.

Ein Filmkritiker schrieb damals in der Tageszeitung “Frankfurter Rundschau“:

„Dieser Film […] ist ein Tonstreifen voll mitreißender Jazzmusik. Reiner Jazz, konzertanter Jazz, Jazz mit Blues, Jazz in allen Spielarten von, mit und um George Gershwin, dem Schöpfer moderner amerikanischer Tonkunst.“ 

Das Hamburger Nachrichtenmagazin „Spiegel“ sah in Gershwin sogar den Mann, „der den Jazz zur Lady gemacht hat.“

Es hieße Eulen nach Athen zu tragen, Gershwins Bedeutung für die Musik zu besonders zu unterstreichen. Es ist bekannt, dass Gershwin durch die Oper „Porgy and Bess“, die Tondichtung „Ein Amerikaner in Paris“, zahlreiche weitere Musicals und symphonischen Jazz sowie der berühmten, fast neunminütigen Rhapsodie in Blue die amerikanische Musikszene in vielen Stilrichtungen beeinflusst hat.

Einwanderer

Was die biografischen Daten im Film anbelangt, sind sie unzuverlässig, wie auch viele musikalische Zeitgenossen nach der Film-Uraufführung in den USA zu Protokoll gaben, aber für die Kinokassen musste eben manches „passend” gemacht werden.

Ohne auf weitere Einzelheiten aus dem Leben des Musikers einzugehen, nur soviel: George Gershwin war als Jacob Gershovitz und Sohn russisch-jüdischer Einwanderer am 26. November 1898 in Brooklyn, New York City, zur Welt gekommen. Nachdem die Familie 1891 in die USA eingewandert war, hatte die zuständige Behörde den Familiennamen von Gershovitz in Gershwin geändert. Der Komponist starb am 11. Juli 1937 in Hollywood.

Im Warner-Film spielte Robert Alda unter der Leitung von Regisseur Irvin Rapper die Rolle von George Gershwin. Welturaufführung war am 27. Juni 1945 in New York City, der USA-Start erfolgte am 22. September 1945, die deutsche Erstaufführung am 28. April 1948.

Deutschland

Für Deutschland hatte die Musik Gershwins noch ein andere Bedeutung, waren die Jahre der Nazi-Diktatur auch an der Musikszene nicht spurlos vorbei gegangen. Die Machthaber mochten Jazzmusik nicht besonders und versuchten sie zwischen 1933 und 1945 auf Sparflamme zu halten und zu unterdrücken, ohne ein offizielles Verbot auszusprechen. Die deutschen Jazzer konnten deshalb ihre Lieblingsklänge nur im Verborgenen genießen, was nach Kriegsende zu einen starken Nachholbedarf für Jazzmusik führte.

Viele Besessene suchten nach Ende des Zweiten Weltkrieges in den amerikanischen Offiziersklubs Fuß zu fassen, um sich an den frischen Klängen der dort aufspielenden Bands zu erfreuen. Als 1948 der Film „Rhapsodie in Blau“ in die westdeutschen Kinos kam, war das ein weiterer Schritt, um dieser Musik in Deutschland einen Schub zu geben.