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Bogart & Bacall in der kalten Traumfabrik Hollywood

Die Liebes- und Ehegeschichte von Lauren Bacall und Humphrey Bogart in der von Profitdenken geprägten, seelenlosen Gnadenlosigkeit der Hollywood-Maschinerie, die ihnen immerhin den Regeln der Traumfabrik entsprechend Sterne auf der „Straße des Ruhms“ in Los Angeles schenkte, ist mehr als nur ein Thema für den Boulevard. Es ist nicht nur eine Ehestory, die zu erzählen ist, sondern auch die Würdigung zweier charismatischer Filmkünstler. 

In einer der vielen Quizsendungen, die im deutschen Fernsehen zu sehen sind, wurde ein Kandidat sinngemäß gefragt, unter welchen Künstlernamen eine gewisse Betty Joan Perske im alten Hollywood berühmt geworden sei. Die richtige Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Lauren Bacall!“ Zweifellos war der Befragte ein guter Kenner der Filmhistorie. 

Diese Lauren Bacall war 1944 von Regisseur Howard Hawks entdeckt worden, als er ihr als blutige Anfängerin und im zarten Alter von 20 Jahren die Hauptrolle in dem Film „Haben und Nichthaben“ nach Motiven eines Romans von Ernest Hemingway anvertraute. Ihr Partner in diesem Abenteuerstreifen war kein Geringerer als der 25 Jahre ältere Humphrey Bogart, den sie bald darauf heiratete. Während Bogart 1957 im Alter von nur 57 Jahren einer Krebserkrankung erlag, starb Lauren Bacall 2014 im Alter von 89 Jahren. Die Liebes- und Ehegeschichte der beiden Hollywood-Filmstars aber hat viele Filmfreunde bis auf den heutigen Tag bewegt.

Lauren Bacall war ein Star aus dem vordergründig „goldenen“ Hollywood-Zeitalter, das aber in Wahrheit geprägt war von Knebelverträgen, Ausbeutung und Rücksichtslosigkeit. Auch die junge Schauspielerin aus New York hatte oft darunter zu leiden. Schon nach ihren ersten Erfolgen bekam sie bald die harte Hand von Filmmogul Jack L. Warner zu spüren, der sie als Vehikel in zweitklassigen Filmen einsetzen wollte. Obwohl noch unerfahren in ihrem Beruf, setzte sie sich jedoch zur Wehr, weil ihr die meisten Drehbücher nicht gut genug erschienen. Später erzählte sie über Jack Warners schlichte Philosophie, die da lautete:

„Ich bezahle sie, also wird sie verdammt noch mal machen, was ich von ihr will.“

Anfang der Fünfziger Jahre war Lauren Bacall zusammen mit Humphrey Bogart gegen die Verfolgung von Künstlern durch das McCarthy-Komitee „gegen unamerikanische Umtriebe“ aufgetreten, und bis zu ihrem Lebensende bezeichnete sie sich stets als „liberale Demokratin“, was in der breiteren Öffentlichkeit der USA nicht gerade als Empfehlung gilt. Das mag ihrer Herkunft aus der Bronx, einem multikulturellen New Yorker Stadtteil, geschuldet sein. Lauren Bacall war jüdischer Abstammung und als Betty Joan Perske 1924 auf die Welt gekommen. Ihre Mutter nahm nach ihrer Scheidung für sich und ihre Tochter den Namen Bacal an. 

Als die Warner-Studios nach einem attraktiven Namen für sie suchten, bestand sie darauf, ihren Nachnamen beizubehalten, akzeptierte aber die Zufügung eines weiteren Buchstabens L am Ende und entschied sich im Einverständnis mit der Publicity-Abteilung für „Lauren“ als neuem Vornamen. Im Privatleben wurde sie, die in New York als Kino-Platzanweiserin und Fotomodell gejobbt hatte, von Freunden und Kollegen allerdings immer nur Betty genannt.

Bogart

Dass Lauren Bacall vielen Menschen  nur als Ehefrau von Bogart in Erinnerung geblieben ist, mag auch daran liegen, dass die vier frühen Filme mit ihm zweifellos zu ihren besten zählen, spätere Streifen indessen eher beliebig wirken.  Besonders intensiv sind viele Szenen in  „Haben und Nichthaben“. Wenn sie sich eine Zigarette anzündet, ihren Kopf neigt und die Augen aufschlägt, ist sie unnachahmlich, ganz auf Bogart fixiert, und von Regisseur Howard Hawks dazu animiert, obgleich sie später immer wieder erzählt hat, dieser Effekt sei nur auf ihre Nervosität als Anfängerin zurückzuführen gewesen. 

Die Straße des Ruhms in Los Angeles-Hollywood. (Foto: Clipdealer)

Bogart half ihr viel bei diesem ersten Film, und der 25 Jahre ältere Mann und die Novizin verliebten sich ineinander. Wie sehr Bogart von Bacall angetan war, zeigte sich auch daran, dass er zu Gunsten seiner Partnerin sich selbst in vielen Szenen zurücknahm, ihr einige Großeinstellungen überließ und ihr außerdem mit vielen Ratschlägen half, ein Verhalten, dass in Hollywood damals nicht gerade üblich war…

Nach seiner Scheidung von der Schauspielerin Mayo Methot heiraten Bogart und Bacall im Jahr 1945. Beide drehten noch drei weitere gemeinsame Filme: „Tote schlafen fest“ (1946), „Die schwarze Natter“ (1947) und „Hafen des Lasters“ (1948). Von diesen vier gemeinsamen Schwarz-Weiß-Filmen geht eine eigenartige Wirkung aus. Beim Publikum entsteht der Eindruck, als ob die intensive Beziehung zwischen Bogart und Bacall direkt in den Kinosaal hineinwirkt und die Zuschauer vom intensiven Zusammenspiel der beiden stets auf Neue gefangen genommen werden. Ein Journalist hat einmal die interessante Frage gestellt, was wohl aus „Casablanca“ mit Lauren Bacall an Stelle von Ingrid Bergman geworden wäre. Es ist freilich müßig, darüber nachzudenken…

Selten eingesetzt

Nach Bogarts Tod wurde sie nur noch sporadisch eingesetzt, was allerdings auch daran gelegen haben mag, dass sie längst nicht mehr die Faszination der frühen Filme ausstrahlte. Ohne Bogart, das muss ehrlicherweise angemerkt werden, verlor sie vieles von ihrer Ausstrahlungskraft, zumindest in ihren Filmen. 

Lauren Bacall spielte gleichwohl mit Stars wie Gregory Peck, John Wayne, Marilyn Monroe, Doris Day, Rock Hudson, Charles Boyer, Gary Cooper, Kirk Douglas, Henry Fonda und Paul Newman als Co-Star oder in anderen, ganz unterschiedlichen Rollen. Alleine in dem Film „Mord im Orient-Express“ von 1974 tummelten sich außer ihr noch so bekannte Darsteller wie Albert Finney, Ingrid Bergman, Michael Yorck, Anthony Perkins, Richard Widmark, Jaqueline Bisset und Sean Connery. Für ihren Spätfilm „Liebe hat zwei Gesichter“ (1996) mit Babra Streisand erhielt sie nicht nur den Golden Globe Award, sondern auch eine Oscar-Nominierung.

Broadway-Melodie

Wenig bekannt in Deutschland sind Lauren Bacalls Erfolge am Broadway. Zwischen 1965 und 1968 glänzte sie in 1000 Vorstellungen in dem Stück „Die Kaktusblüte“, das bald danach mit Ingrid Bergman, Walter Matthau und Goldie Hawn verfilmt wurde. Für ihre Leistungen in den Musicals „Applause“ (800 Vorstellungen zwischen 1970 und 1972 in New York sowie anschließend ein Jahr lang in London) und „Woman of the Year“ wurde sie jeweils mit dem Tony Award ausgezeichnet. Das American Film Institute wählte sie 1999 in die Liste der 25 größten weiblichen Filmstars. Zehn Jahre später erhielt sie den Ehrenoscar für ihr Lebenswerk. 

Es gibt zahlreiche Berichte und Bücher, die sich mit den Persönlichkeiten von Bogart und Bacall, ihrer Ehe und Bogarts Tod befassen. Als Bogart an einem Krebsleiden starb, war seine Frau gerade einmal 32 Jahre alt und mit zwei Kindern plötzlich allein erziehende Mutter…

„Eigentlich bin ich nie über seinen Tod hinweg gekommen.“

Das sagte Lauren Bacall, die  1961 ihren Schauspieler-Kollegen Jason Roberts geheiratet hatte (die Ehe wurde aber bereits 1969 wieder geschieden)  später im Rückblick. Sie blieb immer  an den charismatischen Humphrey Bogart gebunden.